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LESEJAHR B

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

3. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 24,35-48
 
So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren,
35 erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach.

Er offenbart sich nicht allen zugleich, [sondern verschiedenen Menschen,] um einzelne Samenkörner des Glaubens zu säen. Denn wer ihn zuerst gesehen hatte und sicher war, der erzählte es den anderen. Die Nachricht wurde verbreitet und bereitete so ihre Hörer auf die Erscheinung vor. Daher erschien er zuerst dem, der würdiger und gläubiger war als alle - denn nur eine sehr gläubige Seele kann ihn noch vor der Kunde der Auferstehung sehen, ohne an der unerwarteten Erscheinung irre zu werden. Daher erscheint er zuerst dem Petrus. So verdient derjenige, der ihn als erster als Messias bekannt hat, auch als erster die Auferstehung zu sehen. Auch deshalb, weil Petrus ihn verleugnet hatte, wollte er ihm zuerst erscheinen, um ihn so zu trösten, damit er nicht verzweifle. (Chrysostomus)

36 Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Als die Apostel die Nachricht von der Auferstehung verbreitet hatten und in ihnen die Sehnsucht wach geworden war, Christus zu sehen, kam der Ersehnte. Er zeigt sich denen, die ihn suchen und erwarten; nicht zweideutig, sondern offensichtlich offenbart er sich. (Cyrill)

Aber laßt uns sehen, welches Geheimnis dahintersteht, daß er nach Matthäus und Markus nach seiner Auferstehung sagte: Ich werde euch nach Galiläa vorausgehen, dort werdet ihr mich sehen. Das hat sich auch erfüllt, aber nachdem vieles andere geschehen ist. So wie er es aber gesagt hat, würde man erwarten, daß entweder nur das oder das zuerst geschehen muß. (Augustinus)

Die wahrscheinlichste Lösung ist, daß er zuerst den Jüngern in Jerusalem, die sich [aus Angst vor den Juden] versteckten, ein- oder zweimal erschienen ist, um sie zu trösten; in Galiläa aber offenbart er sich nicht im kleinen Kreis, nicht ein- oder zweimal, sondern mit großer Macht, und erweist sich so nach seinem Leiden durch viele Zeichen als der Lebende, wie Lukas in der Apostelgeschichte bezeugt. (Eusebius)

Als der Herr in der Mitte seiner Jünger stand, beruhigte er mit dem bekannten Wort "Friede" ihre Unruhe, und zeigte, daß er derselbe Lehrer war, der sie mit diesem Wort erfreute, mit dem er sie auch ausrüstete, als er sie zum Predigen aussandte. (Theophylactus)

Es sei uns also fern, uns von der Gabe des Friedens zu entfernen, die uns Christus hinterlassen hat, als er von hier wegging. Das Wort "Friede" und der Friede als Tatsache sind so wohltuend.Lat.: dulce Wir empfangen in ihm etwas, was Gott gehört, nach dem Schriftwort: der Friede Gottes; und etwas, was zu Gott gehört, nach dem Schriftwort: der Gott des Friedens; und Frieden, der Gott selbst ist, nach dem Schriftwort: Er ist unser Friede. Der Friede ist ein Gut, das von allen empfohlen wird, aber er wird nur von wenigen eingehalten. Was ist der Grund dafür? Vielleicht das Streben nach Macht oder Reichtum, oder der Neid oder Haß oder Verachtung, oder eine andere Sünde, die wir die Gottlosen begehen sehen. Gottes Friede ist es nämlich vor allem, der alles miteinander verbindet. Nichts ist ihm so eigentümlich wie die Einheit der Natur und sein friedvoller Zustand. Er wird den Engeln und himmlischen Gewalten übertragen, die sich Gott gegenüber und untereinander friedvoll verhalten. Er wird schließlich auf die ganze Schöpfung ausgegossen und ist ihre Schönheit. Die Ruhe bleibt in unserer Seele, wenn wir nach den Tugenden streben und sie mitteilen, und in unserem Leib, wenn unsere Glieder und Körperstoffe in rechtem Verhältnis zueinander stehen - das eine heißt Schönheit, das andere Gesundheit. (Cyrill)

37 Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.

Die Jünger kannten Christus als wahren Menschen, mit dem sie so lange Zeit umhergewandert waren; aber nachdem er gestorben ist, glauben sie nicht, daß er am dritten Tag mit wahrem MenschseinLat.: veram carnem aus dem Grab auferstehen könnte. Sie glauben also, den Geist zu sehen, den er in seinem Leiden ausgehaucht hat. (Beda)

38 Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum laßt ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen?

Das war das deutlichste Zeichen, daß sie denselben sahen, den sie am Kreuz sterben und ins Grab gelegt sahen: denn ihm war nichts von dem verborgen, was im Menschen war. (Cyrill)

39 Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Faßt mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.

Weil der Herr ihnen beweisen will, daß der Tod besiegt ist und die menschliche Natur in Christus die Verwesung bereits ausgezogen hat, zeigt er ihnen zuerst Hände und Füße und die Wundmale der Nägel. (Cyrill)

Aber fügt noch etwas anderes hinzu, nämlich die Berührung seiner Hände und Füße, als er sagt: Berührt und seht, daß ein Geist nicht Fleisch und Knochen hat, wie ihr sie an mir sehen könnt. Als ob er sagen will: Ihr meint, daß ich ein Geist bin, d.h. eine Gespenst, wie man gewöhnlich manche Verstorbene nahe den Gräbern sieht. Aber wisset, daß ein Geist weder Fleisch noch Knochen hat. Ich aber habe Fleisch und Knochen. (Theophylakt)

40 Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße.

An dieser Stelle pflegen die Heiden zu lästern, als ob der Herr die Wunden, die ihm zugefügt wurden, nicht hätte heilen können. Ihnen muß geantwortet werden: Es ist nicht folgerichtig zu sagen: Einer, der Größeres getan hat, kann nicht unterlassen, etwas Geringeres zu tun. Gewiß wollte der, der den Tod vernichtete, um des Erlösungswerkes willen die Zeichen des Todes nicht zerstören. Erstens, um dadurch den Glauben der Jünger an seine Auferstehung zu stärken; zweitens, um dem Vater, bei dem er für uns eintritt, immer zu zeigen, welche Todesart er für den Menschen erlitten hat; drittens, um denen, die er durch seinen Tod erlöst hat, zu zeigen, wie barmherzig er ihnen zu Hilfe gekommen ist, indem er ihnen die Zeichen seines Todes vor Augen stellt; zuletzt, um klar zu machen, wie gerecht die Verdammung der Gottlosen im letzten Gericht ist. (Beda)

41 Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier?
42 Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch;
43 er nahm es und aß es vor ihren Augen.

Um ihnen also die Wahrheit seiner Auferstehung zu zeigen, will er sich von den Jüngern nicht nur berühren lassen, sondern auch mit ihnen essen, damit sie nicht meinten, er sei ihnen bloß wie eine Einbildung und nicht leibhaft erschienen. (Beda)

Er aß also nach der Auferstehung nicht, weil er einer Speise bedurft hätte, noch wollte damit zu verstehen geben, daß wir bei der Auferstehung, die wir erwarten, noch körperliche Nahrung bräuchten. Er wollte uns vielmehr auf diese Weise über die Natur des auferweckten Leibes unterrichten. (Beda)

Im geistlichen Sinn aber bedeutet der gebratene Fisch,Lat.: piscis assus den Christus aß, Christus, der gelitten hat.Lat.: Christus passus Er wollte sich nämlich in das Wasser des Menschengeschlechtes herablassen und von der Angel unseres Todes gefangen werden. Durch Trübsal wurde er gleichsam gebraten in der Zeit seines Leidens. (Beda)

44 Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muß in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist.
45 Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift.

Nachdem er sich den Augen zu sehen gegeben hat und den Händen zum Berühren, ruft er die Schriften des Gesetzes in Erinnerung, und öffnete ihnen daraufhin den Geist, damit sie verstanden, was sie lasen. (Beda)

46 Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen,
47 und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden.
48 Ihr seid Zeugen dafür.

Wenn er sagt: Buße und Vergebung der Sünden, erinnert er auch an die Taufe, in der durch das Ablegen früherer Vergeben die Nachlassung der Sünden erfolgt. [...] Die Menschheit sollte nicht länger in zwei Teile geteilt sein, in Juden und Heiden. Deshalb, um alle zur Einheit zu vereinen, gab er ihnen den Auftrag, in Jerusalem mit der Predigt zu beginnen und bei den Heiden zu enden. (Theophylakt)

 
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