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LESEJAHR C

Die Weihnachtszeit

Sonntag in der Weihnachtsoktav

FEST DER HEILIGEN FAMILIE

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 2,41-52
 
Sie fanden Jesus im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
41 Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem.

Bei den hebräischen Festen hatte das Gesetz nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch den Ort vorgeschrieben: und daher wollten auch die Eltern des Herrn das Pascha nicht außerhalb Jerusalems feiern. (Chrysostomus)

42 Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach.

Wie die Zahl sieben, so bedeutet auch die Zahl zwölf, die aus der Multiplikation der beiden Teile der sieben entsteht [sc. drei und vier], die allumfassende Vollkommenheit der Dinge oder Zeiten: Und um zu zeigen, daß alle Orte und Zeiten vom ihm erfüllt werden sollen, nimmt der Glanz Christi mit Recht von der Zwölfzahl seinen Anfang. (Basilius)

Daß der Herr jedes Jahr mit seinen Eltern zum Paschafest nach Jerusalem kam, ist ein Zeichen seiner menschlichen Niedrigkeit. Denn es ist die Pflicht des Menschen, Gott Opfer darzubringen und ihn durch Gebete zu versöhnen. Der Herr, unter Menschen als Mensch geboren, tut also, was er als Gott durch die Engel den Menschen zu tun befohlen hat. (Beda)

43 Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne daß seine Eltern es merkten.
44 Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten.

Jesus blieb deshalb heimlich [in Jerusalem] zurück, damit ihn seine Eltern nicht daran hinderten, mit den Gesetzeslehrern zu disputieren; oder er wollte den Anschein vermeiden, daß er seine Eltern mißachtete, wenn er ihren Weisungen nicht gehorchte. Er blieb also heimlich zurück, damit er weder zurückgehalten würde noch ungehorsam sein mußte. (Graecus)

Es könnte aber einer fragen, wie der Sohn Gottes, der von den Eltern mit so großer Sorgfalt umgeben wurde, vergessen und zurückgelassen werden konnte. Ihm ist zu antworten: Weil es bei den Söhnen Israels Brauch war, daß bei den Festen, wenn sie nach Jerusalem zogen oder wieder in ihre Häuser zurückkehrten, Männer und Frauen getrennt voneinander gingen, und die Kinder konnten mit einem von beiden Elternteilen gehen; und deshalb dachten Maria und Joseph gegenseitig, daß der Junge Jesus, den sie nicht bei sich sahen, mit dem anderen unterwegs war. (Beda)

45 Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort.
46 Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen.
47 Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.

In Gesellschaft vieler Leute kann [Jesus] nicht gefunden werden; sie fanden ihn nirgendwo, nur im Tempel. Suche also auch du Jesus im Tempel Gottes, suche ihn in der Kirche, wo du die Botschaft und Weisheit Christi, d.h. den Sohn Gottes, finden wirst. (Origenes)

Nach drei Tagen wird er im Tempel gefunden. Das soll ein Zeichen sein, daß er, der für tot gehalten wurde, nach den drei Tagen seines glorreichen Leidens aufersteht und sich unserem Glauben zeigt, wie er mit göttlicher Ehre auf dem göttlichen Thron sitzt. (Ambrosius)

Um nämlich zu zeigen, daß er Mensch war, hörte er demütig die menschlichen Lehrer an; um aber zu erweisen, daß er Gott war, antwortete er ihrem Reden mit höchster Weisheit. (Beda)

48 Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.

Die Gottesgebärerin ist zu bewundern, wie sie, von mütterlichen Gefühlen bewegt, fast unter Tränen ihre schmerzliche Suche erzählt, und all ihre Sorge als Mutter voll Vertrauen und Demut ausspricht. (Graecus)

Es darf also der, der Jesus sucht, nicht nachlässig und zerstreut umhergehen, so wie viele suchen und nicht finden, sondern er muß ihn mit Mühe und Schmerz suchen. (Origenes)

49 Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wußtet ihr nicht, daß ich in dem sein muß, was meinem Vater gehört?

Er tadelt sie nicht, daß sie ihn als ihren Sohn suchen, sondern er bringt sie dazu, die Augen ihres Geistes auf das zu richten, was er dem schuldet, dessen ewiger Sohn er ist. (Beda)

Wenn er das sagt, zeigt er, daß er alles menschliche Maß übersteigt und daß die heilige Jungfrau bei der Geburt mitgewirkt hatte, dadurch daß sie den Leib gebar. Er selbst aber war wesenhaft und wahrhaft Gott und Sohn des höchsten Vaters. (Cyrill)

50 Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.

Denn er sprach zu ihnen von seiner Gottheit. (Beda)

51 Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

[Jesus] gibt uns zuerst ein Beispiel des Lebens und bestätigt es später ausdrücklich als göttliches Gebot. Vor allem diese drei Gebote zeigt er hier durch sein Tun: Gott zu lieben, die Eltern zu ehren, Gott aber selbst den Eltern vorzuziehen. (Graecus)

Es betrachte also jeder, daß oft derjenige, der ihm untergeben ist, größer ist: Wenn er das eingesehen hat, wird derjenige nicht hochmütig werden, der von seiner Stellung her übergeordnet ist, aber weiß, daß ihm ein Besserer untergeordnet ist. (Origenes)

Betrachte Maria, was für eine kluge Frau sie ist, die Mutter der wahren Weisheit, was für eine Schülerin ihres Sohnes sie ist: denn nicht wie einem Kind, auch nicht wie einem Mann, sondern wie Gott gegenüber war sie aufmerksam auf ihn. So hielt sie auch seine Worte und Taten für göttlich: Daher ließ sie keines seiner Worte oder Taten als bedeutungslos fallen; sondern wie sie einst das Wort selbst in ihrem Schoß empfangen hatte, so empfing sie nun seine Handlungen und Worte, und erwog sie in ihrem Herzen; und was sie schon jetzt bei sich betrachtete, daß hoffte sie, zukünftig klarer offenbart zu schauen: und das diente ihr ihr ganzes Leben hindurch als Richtschnur und Gesetz. (Graecus)

52 Jesus aber wuchs heran, und seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.

Wie er sich für uns erniedrigt hat, so schreitet er für uns voran, damit wir in ihm voranschreiten, die wir gefallen sind durch die Sünde: Denn alles, was zu uns gehört, hat Christus wahrhaft für uns angenommen, um alles zum Besseren umzugestalten. (Theophylactus)

Er sagt aber "bei Gott und den Menschen": denn zuerst muß man Gott gefallen, dann den Menschen. (Theophylactus )

 
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