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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

25. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 16,1-13
 
Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
1 Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen.

Es gibt eine irrige Meinung bei den Menschen, die viele schlechte Taten hervorbringt und gute verhindert: sie besteht darin zu glauben, daß all das, was wir im Laufe unseres Lebens besitzen, uns als Eigentum gehört. Und deswegen nehmen wir es gerne wie ein besonderes Gut in Besitz. Doch das Gegenteil ist der Fall! Im gegenwärtigen Leben sind wir nicht als Herren in unserem eigenen Haus, sondern wir sind Gäste und Fremde. Wir werden dahin geführt, wohin es uns nicht gefällt, und zu einer Zeit, zu der wir es nicht erwarten: Wer jetzt reich ist, bald schon muß der betteln. Was immer du also bist, wisse, daß du nur ein Verwalter fremder Güter bist und daß dir ihr Gebrauch nur vorübergehend für kurze Zeit zugestanden ist. Und wenn du dann den Hochmut, Herr zu sein, abgelegt hast, dann nimm die Demut und die Besonnenheit eines Verwalters an. (Pseudo-Chrysostomus)

2 Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein.

Durch das, was um uns herum vorgeht, ruft uns der Herr solches täglich zu: er zeigt uns einen, der sich noch am Mittag bester Gesundheit erfreut - und noch bevor es Abend wird, gibt er den Geist auf. [...] Der treue, von seiner Wirtschaftsführung überzeugte Verwalter nun, der sehnt sich mit Paulus aufzubrechen und mit Christus zu sein (Phil 1,23); doch der, der sich an Irdisches bindet, der bekommt Angst, wenn er gehen muß. Darum heißt es von ihm: (Pseudo-Chrysostomus)

3 Da überlegte der Verwalter: Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich.

Unfähig zu sein, etwas zu tun, ist die Konsequenz einer bequemen Lebensführung. Wenn er es gewohnt gewesen wäre zu arbeiten, dann würde er sich nicht ängstigen. Doch man kann das Gleichnis auch allegorisch verstehen: Nachdem wir von hier fortgegangen sind, ist nicht mehr die Zeit der Werke. In diesem Leben ist uns die Erfüllung von Pflichten aufgetragen, das zukünftige aber wird uns Trost spenden. Wenn du hier und jetzt nichts [Gutes] tust, dann wirst du dich später umsonst darum mühen und auch durch Betteln wirst du dir nichts verdienen können. Ein Beispiel dafür sind die törichten Jungfrauen, die von den klugen etwas Törichtes erbaten - und mit leeren Händen davongehen mußten. Jeder hat seinen eigenen Lebenswandel, so wie jeder sein eigenes Hemd trägt: er kann es nicht einfach ausziehen und mit dem eines anderen herumlaufen. (Pseudo-Chrysostomus)

4 Doch - ich weiß, was ich tun muß, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin.
5 Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?
6 Er antwortete: Hundert Faß Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib "fünfzig".
7 Dann fragte er einen andern: Wieviel bist du schuldig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib "achtzig".

Oft schon hat einer, der sein Ende kommen sah, die Last seiner Sünden durch eine gute Tat erleichtert, entweder indem er einem Schuldner die Schuld nachließ oder indem er den Armen etwas gab. Und dabei gab er immer das, was [eigentlich] dem Herrn gehört, [...] denn nichts gehört uns, sondern alles untersteht Gott. (Pseudo-Chrysostomus)

8 Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.

Die Heiden nennen die Klugheit eine Tugend und bestimmen sie als das Wissen um das, was gut, was schlecht und was indifferent ist, oder als die Kenntnis dessen, was zu tun und was zu lassen ist. Doch überlegen wir, ob das Wort nur in einem Sinn verstanden werden kann, oder ob es Verschiedenes bedeutet: Weil gesagt wird, daß Gott, der Herr, durch seine Klugheit den Himmel ausgespannt hat (Spr 3,19; Jer 10,12; 51,15), ist klar, daß diese Klugheit, mit der der Herr die Himmel ausspannte, etwas Gutes ist. In der Septuagintafassung der Genesis heißt es aber auch, daß die Schlange besonders klug war (Gen 3,1): da meint die Klugheit keine Tugend, sondern eine Schläue, die in Richtung des Bösen geht. In diesem letzterem Sinn aber wird gesagt, daß der Herr den Verwalter lobte, weil er "klug" handelte - das heißt: verschlagen und hinterlistig. (Origenes, In Prov.)

Sie werden Söhne des Lichtes und Söhne dieser Weltzeit genannt, so wie auch von Söhnen des Reiches (Mt 8,12) und Söhnen des Verderbens (Joh 17,12) die Rede ist. Und ein jeder tut die Werke dessen, wessen Sohn er heißt. (Beda)

9 Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es (mit euch) zu Ende geht.

Damit die Menschen nach dem Tod etwas in der Hand halten, sollen sie vor dem Tod ihre Reichtümer in die Hände der Armen legen. (Gregor der Große, Moralia 18)

[...] Nun gibt es welche, die diesen Satz mißverstehen: sie rauben fremdes Gut und geben dann einen Teil davon den Armen; dabei glauben sie, das zu tun, was [hier] geboten ist. Doch dieses Verständnis muß man korrigieren. Gebt Almosen von dem, was ihr rechtmäßig erworben habt, denn den Richter Christus werdet ihr nicht bestechen können. Wenn du einem Armen etwas wegnimmst und dann von der Beute dem Richter gibst, damit er für dich ein mildes Urteil spricht, dann ist - wenn dieser Richter über dich urteilt - die Kraft der Gerechtigkeit so groß, daß dir selber dein Tun mißfallen wird. Male dir also keinen solchen Gott aus, [den du mit deiner Ungerechtigkeit bestechen kannst]; er ist vielmehr die Quelle der Gerechtigkeit. [...] Zachäus sagte: "Die Hälfte meines Besitzes gebe ich den Armen!" Sieh also zu, auf welche Weise der sich bemüht, der sich mit Hilfe des ungerechten Mammons Freunde machen will. Und damit er nicht von anderswoher angeklagt würde, [fügt er hinzu]: "Und wenn ich jemandem etwas weggenommen habe, dann gebe ich ihm das Vierfache zurück."
Man kann es aber auch anders verstehen: "Ungerechter Reichtum" sind all die Reichtümer dieser Welt, woher auch immer sie kommen mögen. Wenn du nämlich die wahren Reichtümer suchst, dann sind das andere: Es sind die, von denen Job, selbst als er nackt war, noch reichlich hatte: sein volles Herz, das ganz auf Gott ausgerichtet war. Jene aber werden ungerechte Reichtümer genannt, weil sie keine wahren Reichtümer sind: es steckt viel Elend in ihnen und sie sind immer den Zufällen des Lebens unterworfen; wären es wahre Reichtümer, so würden sie deine Sorge [aus dem Herzen] vertreiben. (Augustinus, Sermo 113 - De verbo Domini)

Jene werden "ungerechte Reichtümer" genannt, die der Herr uns gab, damit wir damit die Not unserer Brüder und Mitknechte lindern, die wir aber für uns selber behalten. Im Prinzip sollten wir also alles den Armen geben. Wir waren schlechte Verwalter indem wir leichtfertig das zurückbehielten, was für andere bestimmt war; doch wir sollen nicht bei diesem grausamen Verhalten bleiben, sondern den Armen ihren Anteil zukommen lassen, damit wir von ihnen in den ewigen Wohnungen aufgenommen werden. (Theophylactus)

Wer hat die ewigen Wohnungen, wenn nicht die Heiligen Gottes? Und wer sind die, die von ihnen in die ewigen Wohnungen aufgenommen werden, wenn nicht die, die ihrer Not abhelfen und ihnen freudig alles das geben, wessen sie bedürfen? Das sind die Kleinen Christi,Lat.: minimi Christi - vgl. z. B. Mt 10,42 die all das Ihre verlassen haben und ihm gefolgt sind. Und was sie hatten, das haben sie an die Armen verteilt, um Gott ohne die Fesseln dieser Welt zu dienen, und sich frei von den irdischen Lasten wie mit Flügeln nach oben zu erheben. (Augustinus, Sermo 113 - De verbo Domini)

10 Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut, der tut es auch bei den großen.
11 Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?
12 Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer (wahres) Eigentum geben?

Fremd sind uns die Reichtümer, denn sie gehören nicht zu unserer Natur; sie werden nicht mit uns geboren und sie vergehen auch nicht mit uns. Christus aber ist unser, denn er ist das Leben der Menschen, wenn er schließlich in sein Eigentum kommt. (Ambrosius)

Insoweit lehrt uns der Herr, daß wir die Reichtümer treu verwalten sollen; doch weil eine Verteilung der Güter im Sinne Gottes nur dann erreicht wird, wenn die Seele sich frei von Leidenschaften macht und von den Reichtümern nicht in Unruhe versetzt wird, darum wird hinzugefügt: "Kein Sklave kann zwei Herren dienen." (Theophylactus)

13 Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon.

Diese Worte sind nicht einfach schnell dahin gesagt. Wenn man einen fragt, ob er den Teufel liebt, so wird keiner mit Ja antworten, sondern vielmehr beteuern, daß er ihn hasse. Fast alle aber versichern, daß sie Gott lieben. Also wird man entweder den einen, nämlich den Teufel hassen, und den anderen, Gott, lieben, oder man wird dem einen, dem Teufel, anhangen, wenn man dem nachläuft, was er an zeitlichen "Belohnungen" verspricht, und dann wird man den anderen verachten, nämlich Gott, indem man dessen Mahnungen hintanstellt und seinen eigenen Wünschen folgt. Man täuscht sich über dessen Gutheit, wenn man meint, dabei straflos auszugehen. (Augustinus, De quaest. Evang. 2,36)

Der Geizhals soll hören, daß man nicht gleichzeitig Gott und dem Mammon dienen kann. Und er sagt nicht, "wer Reichtümer hat", sondern "wer Reichtümern dient", denn dieser ist der Knecht seiner Reichtümer, und wie ein Sklave bewacht er sie. Wer dagegen das Joch der Knechtschaft abgestreift hat, der verteilt sie wie ein Herr. [...] (Beda)

 
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