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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

2. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 2,1-11
 
So tat Jesus sein erstes Zeichen - in Kana in Galiläa
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
1 In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.
2 Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.

Dadurch, daß er zu einer Hochzeit - im wörtlichen Sinn - gekommen ist, bestätigte er den Glauben der Rechtgläubigen. Ferner zeigte er damit, daß die Irrlehre des Tatian, des Marcion und der anderen, die die Ehe für etwas Verachtenswertes halten, zu verurteilen ist. Wenn nämlich das unbefleckte Ehebett und eine in entsprechender Keuschheit gelebte Ehe in sich eine Schuld darstellen würden, hätte der Herr gewiß nicht dazukommen wollen. Weil nun aber die eheliche Keuschheit gut, die Enthaltsamkeit der Witwen besser, die jungfräuliche Vollkommenheit aber am besten ist, wollte er - um die Auserwählung aller Stände zu zeigen, gleichzeitig aber die Verdienstlichkeit der einzelnen Stände zu unterscheiden - aus dem unversehrten Schoß der Jungfrau Maria geboren werden. Kurz nach seiner Geburt wird er aus dem prophetischen Mund der Witwe Anna gepriesen; als junger Mann ist er von Brautleuten eingeladen und ehrt sie durch die Anwesenheit seiner Macht. (Beda)

Wie soll das verwunderlich sein, daß der Herr in jenes Haus zur Hochzeit ging, der zur Hochzeit in diese Welt kam? Er hat nämlich eine Braut, die er mit seinem Blut erlöste, der er den Heiligen Geist zum Unterpfand gab, und die er mit sich im Schoß der Jungfrau vereinte. Denn das Wort ist der Bräutigam, und die Braut ist das menschliche Fleisch. Und sie beide sind der eine Sohn Gottes und zugleich der Menschensohn. Jener Schoß der Jungfrau Maria ist sein Brautgemach, aus dem er hervorging wie der Bräutigam aus seinem Brautgemach (Ps 19, 6). (Augustinus)

3 Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

Man kann zurecht fragen, wie es der Mutter in den Sinn gekommen ist, so etwas Großes von ihrem Sohn zu erwarten: bis dahin hatte er nämlich noch kein Wunder gewirkt. [...] Aber er begann, offenbart zu werden, sowohl von Johannes als auch von denen, die er zu seinen Jüngern berufen hatte. Aber noch vor all dem haben die Empfängnis und das, was nach der Geburt geschehen ist, [Maria] zu größter Hochachtung ihres Kindes geführt. Daher sagt Lukas: Maria bewahrte alle diese Worte, und trug sie in ihrem Herzen. Warum also wollte ihre Gnade ihn nicht schon zuvor zu einem Wunder bewegen? Vorher nämlich lebte er wie einer von Vielen; daher maßte sich die Mutter nicht an, etwas solches zu sagen. Als sie aber hörte, welches Zeugnis Johannes von ihm abgelegt hatte, und daß er schon Jünger hatte, bittet sie ihn nun voll Vertrauen. (Chrysostomus)

4 Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

Dies sagte er, um den Unterschied zwischen Gott und Mensch hervorzuheben, Der Menschheit nach war er gering und [der Mutter] untergeordnet. Aber als Gott stand er über allen. (Augustinus)

Die Anwesenden haben mich noch nicht erkannt. Und sie wissen noch nicht, daß es am Wein gebricht. Laß sie dies erst bemerken. Wer die Not nicht empfindet, wird auch die Wohltat nicht zu schätzen wissen. (Chrysostomus)

Oder unser Herr sagt dies deshalb, weil er als Gott keine Mutter hatte, wohl aber als Mensch, und weil er das Wunder, das er tun wollte, gemäß Seiner Gottheit wirken würde, nicht aber gemäß der menschlichen Schwachheit. Die Mutter verlangte zwar nach dem Wunder. Doch er, gleich als ob er seine menschliche Natur in diesem Moment nicht beachtete, in dem er göttliche Werke vollbringen wollte, sagte: Was ist zwischen dir und mir? Der Herr will zur Mutter sagen: Was in mir das Wunder wirkt, stammt nicht von dir, nämlich meine Gottheit. [...] Doch weil du meine Schwachheit geboren hast, so will ich dich anerkennen, wenn diese Schwachheit am Kreuze hängen wird. Darum fügt Er hinzu: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Er will sagen: Dort will ich dich anerkennen, wenn die Schwachheit, deren Mutter du bist, am Kreuze hängen wird. Er vertraute ja seine Mutter dem Jünger an, da er eher als die Mutter sterben und vor dem Tod der Mutter auferstehen würde. [...] [Die Astrologen] sagen nämlich: Du siehst, daß Christus unter dem Schicksal steht, da er gesagt hat: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Sie mögen aber an Gott glauben, der sagt: Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben und Macht, es wieder zu nehmen. Und sie mögen nachforschen, warum es heißt: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Sie sollen deshalb den Schöpfer des Himmels nicht unter die Gestirne stellen: Denn wenn das Schicksal von den Sternen käme, könnte der Schöpfer der Sterne nicht unter der Notwendigkeit der Sterne stehen. Dazu kommt, daß nicht nur Christus das nicht hatte, was du "Schicksal" nennst, sondern weder du noch ein anderer noch irgendein Mensch hat ein "Schicksal". Warum also sagt er: Meine Stunde ist noch nicht gekommen? Weil es in seiner Macht stand, wann er sterben würde; aber noch sah er noch nicht den rechten Zeitpunkt gekommen, von dieser Macht Gebrauch zu machen. Zuerst mußten Jünger berufen, das Reich Gottes verkündet, Wunder vollbracht werden; es mußte die Göttlichkeit des Herrn durch seine Wunder, seine Menschlichkeit durch sein Mitleiden unserer Sterblichkeit erwiesen werden. Doch sobald er all das in hinreichendem Maß getan hatte, kam die Stunde, nicht der Notwendigkeit, sondern seines Willensentschlusses; nicht der Bedingtheit [durch das Schicksal], sondern der Vollmacht. (Augustinus)

5 Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!

Sie will sagen: Er scheint es nicht tun zu wollen. Aber er wird es doch tun. Denn die Mutter wußte, wie gut und barmherzig er war. (Beda)

6 Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder faßte ungefähr hundert Liter.
7 Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.

Er schöpfte aber nicht selbst das Wasser und zeigte danach [nicht selbst] den Wein, sondern er befahl den Dienern, das [zu tun], um sie als Zeugen für das zu haben, was geschah. (Chrysostomus)

Wenn er befohlen hätte, das Wasser auszugießen, und selbst aus verborgenen Bereichen der Schöpfung Wein hineingegossen hätte, dann hätte er augenscheinlich das Alte Testament zurückgewiesen. Denn auf seinen Befehl hin wurden die Wasserkrüge gefüllt. Aber jene Schriften haben keinen Geschmack, wenn nicht Christus in ihnen verstanden wird. (Augustinus)

8 Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.
9 Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wußte nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es. Da ließ er den Bräutigam rufen

Weil man behaupten könnte, die Gäste seien betrunken und das Urteil der Anwesenden nicht mehr zuverlässig gewesen, so daß sie Wasser und Wein nicht hätten unterscheiden können, während jene, denen die Bedienung der Gäste anvertraut ist, sehr wachsam sind und nur darauf achten, daß alles in rechter Ordnung und stilvoll vor sich gehe, darum sagte der Herr dies zum Erweis des Geschehenen. (Chrysostomus)

Was war [sc. das Wasser], hört auf. Und was nicht war [sc. der Wein], beginnt zu sein. (Hilarius)

Die Diener aber sind die Lehrer des Neuen Testaments, die die alten heiligen Schriften geistlich interpretieren. Der Speisemeister steht für die Gesetzeslehrer wie Nikodemus, Gamaliel, Saulus. Wenn also diesen das Wort des Evangeliums gebracht wird, wird das, was im Buchstaben des Gesetzes verborgen war, gleichsam als Wein gewordenes Wasser dem Speisemeister zum Verkosten gegeben. (Alkuin)

10 und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.

Die Wundertaten Christi sind von solcher Art: um vieles schöner und nützlicher als das, was auf natürliche Weise entsteht. (Chrysostomus)

11 So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.

Dies Wunder des Herrn, in dem er aus Wasser Wein machte, ist für jene nicht verwunderlich, die um seine Gottheit wissen. Denn er, der an jenem Tag in den Wasserkrügen Wein machte, bewirkt das Gleiche jedes Jahr in den Weinstöcken. Da aber die ständige Erscheinung das Erstaunliche verlor, so bewahrte Gott die ungewöhnlichen Werke dafür auf, um die gleichsam schlafenden Menschen auf wunderbare Weise zu seiner Verehrung aufzuwecken. (Augustinus)

Er, der als Gott die Elemente wandelt, er ist der König der Herrlichkeit. (Alkuin)

 
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