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LESEJAHR C

Die Zeit im Jahreskreis

11. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 7,36 - 8,3
 
Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit
36 ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch.

Diese Perikope enthält eine nützliche Belehrung. Es gibt nämlich viele, die sich selbst gerechtsprechen [möchten], noch bevor das richtige Gericht kommt, und die vor Selbstbewußtsein strotzen: sie sondern sich selbst ab wie die Lämmer von den Böcken, sie wollen mit den meisten Menschen weder Haus- noch Mahlgemeinschaft haben und sie verabscheuen alle, die im Leben nicht einen extremen Weg, sondern einen Mittelweg einschlagen. Lukas aber - mehr Arzt der Seelen als des Körpers - zeigt, daß er, der unser Gott und Heiland ist, andere Menschen von Herzen gern besucht, darum heißt es: "er ging in das Haus eines Pharisäers und legte sich zu Tisch," nicht um an dessen Fehlern Anteil zu haben, sondern um diesem seine Gerechtigkeit zukommen zu lassen. (Gregor von Nyssa, Hom. de mul. pecc.)

37 Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, daß er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl
38 und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küßte sie und salbte sie mit dem Öl.

Diese Frau hat die Flecken ihrer Schande erkannt, und darum läuft sie zur Quelle des Erbarmens, um sie abzuwaschen. Sie schämte sich nicht wegen der übrigen Gäste, denn ihr Gefühl einer inneren Scham war so groß, daß sie das, was nach außen hin beschämend ist, für nichts achtete. Seht daraus, wie groß ihr Schmerz gewesen sein muß, daß sie sich nicht schämte während des Mahles zu weinen. (Gregor der Große, Hom. in Evang. 33)

Sie zeigt ihre Unwürdigkeit, indem sie sich hinter ihn stellt, den Blick gesenkt und die Haare wild durcheinander umfaßt sie seine Füße und benetzt sie mit ihren Tränen. All das zeigt, daß ihre Seele betrübt war und sie um Vergebung fleht. (Gregor von Nyssa, Hom. de mul. pecc.)

Ihre Augen waren einst voll weltlicher Begierde, nun sind sie aus Reue voller Tränen, [...] ihr Mund hatte einst voll Hochmut gesprochen, aber indem sie jetzt die Füße des Herrn küßt, heftet sie ihn an ihren Erlöser, [...] Salbe verwendete sie um ihrem Körper Wohlgeruch zu geben, doch was sie einst schmählich für sich verwendet hatte, das bietet sie jetzt lobenswerterweise Gott dar [...]. Aus Zahl ihrer Vergehen hat sie ebensoviele Tugenden gemacht. All das, mit dem sie in der Zeit der Schuld Gott verachtet hatte, soll nun in der Zeit der Buße in den Dienst Gottes gestellt werden. (Gregor der Große, Hom. in Evang. 33)

Das Freudenmädchen wurde so ehrbarer als eine Jungfrau, denn nachdem sie von der Reue erfaßt wurde, entbrannte sie in der Liebe zu Christus. Und wovon [vom Evangelisten] hier gesprochen wird, sind äußerliche Zeichen, die freilich ihre Absicht deutlich machen; was aber [in ihrem Inneren] geschah, das Gott allein sieht, das besaß noch viel mehr Glut. (Chrysostomus, Hom. in Matth. 6)

39 Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müßte er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren läßt; er wüßte, daß sie eine Sünderin ist.

Der Pharisäer, der sah, was geschah, war voll Verachtung und nicht nur die sündige Frau, die zu Jesus gekommen war, tadelt er, sondern auch den Herrn, der sie auf sie eingeht. [...] Schau wie hochmütig der Pharisäer ist und wie trügerisch seine Gerechtigkeit: den Kranken tadelt er wegen seiner Krankheit und den Arzt für seine Hilfeleistung. Wenn diese Frau sich zu Füßen des Pharisäers gesetzt hätte, er hätte sie mit dem Fuß weggestoßen, bis sie wieder geht. Er hätte geglaubt, sich mit der Sünde eines anderen zu beschmutzen, weil er nicht genug eigene Gerechtigkeit besaß.
So ist es [leider] auch mit manchen, die das priesterliche Amt bekleiden: wenn sie einmal etwas getan haben, was auch nur ein wenig den äußeren Schein der Gerechtigkeit besitzt , fangen sie an, die ihnen Anvertrauten zu verachten und verachten alle Sünder, die sie unter dem Volk finden. Es sollte aber vielmehr so sein: Wenn wir einen Sünder sehen, so sollten wir beim Anblick seines Schadens zuerst über uns selbst betrübt sein, denn vielleicht haben wir in ähnlichen Dingen selbst schon einmal gefehlt oder wir stehen zumindest in der Gefahr zu fehlen. Man muß also sorgfältig unterscheiden zwischen der Strenge, die man gegenüber der Schuld walten läßt, und dem Mitleid, das man der Person schuldet. Und wenn auch der Sünder zu bestrafen ist, als Nächster braucht er unsere Sorge. Und wenn er durch seine Reue schon selbst seine Tat verurteilt, dann ist unser Nächster schon kein Sünder mehr, denn er straft das an sich, was die göttliche Gerechtigkeit tadelt.
Der Arzt war also hier bei zwei Kranken, doch der eine hatte im Fieber seinen Verstand behalten, der andere ihn verloren: jene nämlich weinte über das, was sie getan hatte, der Pharisäer aber, von falscher Gerechtigkeit aufgebläht, schätzte seinen Gesundheitszustand falsch ein. (Gregor der Große, Hom. in Evang. 33)

Der Herr aber hört nicht auf seine Worte, sondern sieht auf seine Gedanken, darin zeigt sich, daß er der Herr über alle Propheten ist. (Titus)

40 Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister!
41 (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig.
42 Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben?

Der Sinn der Worte ist: auch du bist nicht ohne Schuld und was spielt es dabei für eine Rolle, daß sie geringer [als bei anderen] ist? Auch du bedarfst der Vergebung. (Titus)

Keiner kann sich nämlich durch sich selbst von der Schuld der Sünde freikaufen, wenn er nicht durch die göttliche Gnade Vergebung erlangt. (Glossa)

43 Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht.
44 Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet.

Er will sagen: Es ist leicht, Wasser hinzustellen; es ist aber nicht leicht, Tränen zu vergießen. Du hast nicht getan, was leicht gewesen wäre, sie aber hat sich selbst überwunden und [Tränen] vergossen. Und indem sie mit ihren Tränen meine Füße wusch, hat sie sich von dem Schmutz, der an ihr klebte, gereinigt. [...] (Ambrosius)

Wie sich aber nach einem Platzregen der Himmel wieder aufheitert, so wird man, nachdem man Tränen vergossen hat, wieder ruhig und die Finsternis der Schuld vergeht. Und wie einst durch das Wasser und den Heiligen Geist, so werden wir von neuem durch die Tränen und das Bekenntnis [unserer Sünden] gereinigt. [...] (Chrysostomus, Hom. in Matth. 6)

45 Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuß gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküßt.
46 Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt.
47 Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe.

In dem Maß, wie das Herz des Sünders von der Flamme der Liebe durchdrungen ist, in dem Maß wird auch der Rost der Sünde getilgt. (Gregor der Große, Hom. 39 in Evang.)

Es kommt aber öfter vor, daß derjenige, der viel gesündigt hat, durch sein Bekenntnis gereinigt wird, während der, der nur wenig Schuld auf sich lud, aus Hochmut das Heilmittel des Bekenntnisses verschmäht. (Titus)

48 Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben.

Wir brauchen also [nur] ein glühendes Herz und nichts hindert den Menschen daran zu [wahrer] Größe zu kommen. Also soll keiner, der in Sünden ist, verzweifeln, und keiner, der tugendhaft ist, soll schläfrig werden. [...] (Chrysostomus, Hom. in Matth. 67)

49 Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, daß er sogar Sünden vergibt?
50 Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

Schau, die Kranke, die zum Arzt ging, wurde geheilt; andere aber ärgern sich noch krank wegen ihrer Heilung. [...] Der himmlische Arzt aber beachtet die nicht, deren Gesundheitszustand durch die Medizin [die er der Frau gab] schlechter geworden ist; die aber, die er geheilt hat, bestätigt er durch ein gütiges Wort [...], denn sie hat nicht gezweifelt, daß sie das, worum sie gebeten hatte, [von ihm] auch erhalten könne. (Gregor der Große, Hom. 33 in Evang.)

Nachdem er ihr aber die Sünden vergeben hat, bleibt er nicht dabei stehen, sondern ergänzt es durch [die Ermahnung zum] Tun guter Werke. Darum wird hinzugefügt: "Geh in Frieden," das heißt in Gerechtigkeit, denn die Rechtfertigung ist der Friede des Menschen bei Gott, so wie die Sünde Feindschaft zwischen Gott und Mensch ist. Er will ihr also sagen: "Tu alles, was dich zum Frieden mit Gott führt!" (Theophylactus)

Oder:In den Parallelstellen (Mt 26,6ff; Mk 14,3ff.) ist nicht von einem Pharisäer mit Namen Simon, sondern von Simon dem Aussätzigen die Rede Der Aussätzige [Simon] ist der Fürst dieser Welt, das Haus des Aussätzigen aber ist die Welt; darum stieg der Herr vom himmlischen BereichLat.: ex illis superioribus locis auf die Erde herab, denn anders hätte diese Frau, die das Sinnbild einer Seele oder der Kirche ist, nicht geheilt werden können, als dadurch, daß Christus auf die Erde kam. [...]
Wenn du dich also entschließt, gläubig zu Gott hinzutreten, dann tu das nicht im Schmutz und in der Häßlichkeit deiner Sünden, sondern in demütigem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes und in dem Unterpfand unbefleckter Reinheit; [so] tritt man zum Haupt Christi hin, denn das Haupt Christi ist Gott. Wer sich aber nicht an das Haupt Christi halten kann, der halte sich an seine Füße. Der Sünder sei zu seinen Füßen, der Gerechte zu seinem Haupt. Denn auch die, die sündigte, hatte Salbung. (Ambrosius)

Was bedeutet die Salbung anderes als den guten Geruch eines guten Rufes? Wenn wir also recht handeln und dadurch der Kirche den Wohlgeruch eines guten Rufes geben, was tun wir dann anderes, als den Leib des Herrn zu salben? Die Frau stand aber bei seinen Füßen - wir stehen vor seinen Füßen, wenn wir uns ihm mit unseren Sünden in den Weg stellen; wenn wir uns aber nach unseren Sünden zur wahren Reue bekehrt haben, dann stehen wir hinter seinen Füßen, denn wir folgen den Spuren dessen, den wir einst bekämpften. (Gregor der Große, Hom. 33 in Evang.)

Wir benetzen die Füße des Herrn mit unseren Tränen, wenn wir uns zu den letzten Gliedern [seines Leibes] voll Mitleid herabneigen. Mit den Haaren trocknen wir die Füße des Herrn, wenn wir mit dem, was wir übrig haben, seinen Heiligen (mit denen wir aus Liebe mitleiden) zu Hilfe kommen. (Gregor der Große, Hom. 33 in Evang.)

Öffne auch du dein Haar, breite vor Ihm die ganzen Vorzüge deines Körpers aus; denn die Haare, die die Füße Christi trocknen konnten, darf man nicht geringschätzen. (Ambrosius)

[...] Seine Füße kann man auch als das Geheimnis seiner Menschwerdung verstehen. Wir küssen also die Füße des Erlösers, wenn wir das Geheimnis der Menschwerdung aus ganzem Herzen liebevoll verehren. Wir salben seine Füße, wenn wir die Macht seiner Niedrigkeit in der guten Gesinnung eines heiligen Gespräches verkünden. [...] (Gregor der Große, Hom. 33 in Evang.)

Selig ist, wer die Füße Christi mit Öl salben darf, seliger noch, wer dazu Salbe verwenden kann, denn darin sind viele Blumen eingegangen. Und vielleicht konnte niemand anderes als die Kirche diese Salbe bringen, denn sie hat unzählige Blüten mit ganz verschiedenen Düften. Und deshalb kann ihn niemand so sehr lieben wie sie, die ihn in vielen Einzelnen liebt. Im Haus des Pharisäers aber, das heißt im Haus des Gesetzes und er Propheten, wurde nicht der Pharisäer, sondern die Kirche gerechtgesprochen, denn der Pharisäer kam nicht zum Glauben, sie aber glaubte. Das Gesetz hat kein SakramentLat.: mysterium, durch das verborgene Fehler gereinigt werden könnten, doch was dem Gesetz fehlt, das erfüllt sich im Evangelium.
Die zwei Schuldner sind aber die zwei Völker, die in der Schuld des Verleihers des himmlischen Schatzes stehen. Nicht materielles Silber aber schulden wir diesem Verleiher, sondern die abgewogene [Währung] unserer Verdienste, die Münzen unserer Tugenden; deren Wert jedoch bestimmt sich nach dem Gewicht unseres Ernstes, nach der [aufgeprägten] Gestalt der Gerechtigkeit und nach dem Klang des Bekenntnisses. Jener Denar aber, in den das Bild des Königs eingeprägt ist, ist nicht von geringem Wert. Doch wehe mir, wenn ich nicht das behalte, was ich empfangen habe. Doch weil kaum einer diesem Verleiher die ganze Schuld bezahlen kann: Wehe mir auch, wenn ich nicht bitte, mir die Schuld nachzulassen.
Wer aber ist das Volk, das [ihm] mehr schuldet, wenn nicht wir, denen mehr anvertraut worden ist? Jenen sind die Worte Gottes anvertraut worden, uns der von der Jungfrau geborene Emmanuel, der Gott-mit-uns, das Kreuz des Herrn, sein Tod, seine Auferstehung. Darum besteht kein Zweifel, daß der mehr schuldet, der mehr bekommen hat. Bei den Menschen mag es so sein, daß der [seinen Gläubiger] mehr beleidigt, der mehr Schulden hat; durch die Barmherzigkeit des Herrn aber werden die Verhältnisse umgekehrt, so daß der mehr liebt, der mehr schuldet, wenn er doch die Gnade erhält. Weil es aber nichts von entsprechendem Wert gibt, was wir Gott zurückgeben können, darum: Wehe mir, wenn ich nicht liebe. Geben wir ihm unsere Liebe anstelle dessen, was wir ihm schulden, denn mehr liebt der, dem mehr gegeben wurde. (Ambrosius)

1 In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,

Er zieht aber von Ort zu Ort, nicht nur um möglichst viele Menschen zu gewinnen, sondern auch um viele Orte zu heiligen. Er schläft und er arbeitet, um den Schlaf und die Arbeit zu heiligen; er weint, damit auch die Tränen ihr Verdienst haben, und er predigt über den Himmel, um die Zuhörer [in ihn] zu erheben. (Gregor von Nazianz, Orat. 37,2)

Er ist aber vom Himmel auf die Erde herabgestiegen und verkündet den Erdenbewohnern das Reich Gottes, um die Erde in den Himmel zu verwandeln. Wer aber sollt das Reich Gottes verkünden, wenn nicht der Sohn Gottes, dem dieses Reich gehört? Viele Propheten sind gekommen, doch das Reich Gottes haben sie nicht verkündet, denn wie sollten sie von den Dingen sprechen, die sie nie gesehen haben? (Titus)

Manchen aber scheint das Reich Gottes mehr und etwas besseres zu sein, als das himmlische Reich; andere aber meinen, es ist in der Sache ein und dasselbe und wird nur mit verschiedenen Worten bezeichnet; manchmal wird freilich [der Begriff] "Reich Gottes" von dem [abgeleitet], der die Herrschaft hat, während es "Himmelreich" nach denen genannt wird, über die die Herrschaft ausgeübt wird: nach den Engeln und Heiligen, die auch "Himmel" heißen. (Isidor von Pelusium, Lib. 3, ep. 206)

Die Zwölf begleiteten ihn, nicht um zu lehren oder zu verkündigen, sondern um von ihm belehrt zu werden. Damit es aber nicht so aussieht, als ob das weibliche Geschlecht ihm nicht nachfolgen dürfe, heißt es: "außerdem einige Frauen ..." (Theophylactus)

2 außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren,

Maria Magdalena ist die, über deren Reue gerade erzählt worden ist, ohne ihren Namen zu nennen. Denn trefflich erwähnt der Evangelist ihren Namen, wenn er berichtet, daß sie den Herrn auf seinen Reisen begleitet, während er nur allgemein von "einer Frau" spricht, wenn er sie als eine (wenn auch reuige) Sünderin beschreibt. Damit ihr guter Name aber nicht durch den Hinweis auf ihre frühere Verirrung verdunkelt wird, heißt es, daß die sieben Dämonen aus ihr ausgefahren sind. (Beda)

3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.

Es war eine jüdische Gewohnheit und wurde nach alter Sitte dieses Volkes auch nicht für eine Schuld gehalten, wenn Frauen von dem, was sie besaßen, ihren Lehrern Lebensunterhalt und Kleidung gaben. Weil es aber unter den (Heiden-)Völkern Anstoß erregen konnte, berichtet Paulus, daß er diese Tradition abgelegt hat (1 Kor 9,13-18). [...] (Hieronymus, In Matth. 27,55)

"Maria" aber bedeutet "bitteres Meer" wegen der Seufzer ihrer Reue; "Magdalena" heißt "Turm" oder "zum Turm gehörig" nach dem Turm, von dem es heißt: "Du bist meine Zuflucht, ein fester Turm gegen die Feinde" (Ps 61,4). "Johanna" heißt "Der Herr ist ihre Gnade" oder "Der Herr ist barmherzig", denn ihm gehört unser ganzes Leben. Wenn aber Maria wegen ihrer Reinigung vom Schmutz ihrer Vergehen die Kirche bezeichnet, die aus den Heiden stammt - warum sollte nicht Johanna eben dieselbe Kirche bezeichnen, die einst falsche Götter verehrte? Jeder böse Geist ist ja, da er für das Reich des Bösen arbeitet, gleichsam ein "Beamter des Herodes". "Susanna" schließlich heißt "Lilie" oder "seine Gnade", wegen des hellen Glanzes und Wohlgeruchs des himmlischen Lebens und wegen der goldenen Glut inniger Liebe. (Beda)

 
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