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LESEJAHR B

Die Zeit im Jahreskreis

14. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 6,1b-6
 
Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
In jener Zeit
1 kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn.

Nach diesen Wundertaten [von denen im vorigen Kapitel berichtet worden ist] kehrte der Herr in seine Heimatstadt zurück. Er wußte sehr gut von der Verachtung der Bürger dort ihm gegenüber, doch sie sollten nicht länger sagen können: Wenn du gekommen wärest, dann hätten wir dir geglaubt. (Theophylactus)

2 Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!
3 Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab.

"Sohn des Baumeisters" wird Jesus genannt. Freilich! Des Baumeisters nämlich, der das Morgenrot und die Sonne gebildet hat - das bedeutet: die Kirche des Anfangs und der folgenden Zeiten. (Hieronymus)

Sie bezeugen, daß seine Brüder und Schwestern bei ihnen wohnen. Diese Brüder und Schwestern sind nicht als Kinder Josephs oder Mariens aufzufassen - wie das die Häretiker tun -, vielmehr soll man darunter nahe Verwandte verstehen; das entspricht dem Sprachgebrauch der Hl. Schrift. Denn auch Abraham und Lot werden als Brüder bezeichnet, obwohl Lot der Sohn von Abrahams Bruder war. (Beda)

4 Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie.

Auch Moses ist Zeuge, daß dem Herrn Jesus in der Heiligen Schrift der Prophetenname gegeben wird: Als er nämlich den Kindern Israels die Menschwerdung voraussagte, sprach er: "Einen Propheten wird der Herr euch aus euren Brüdern erwecken" (Dtn 18,15). Nicht nur Er, der Herr der Propheten, sondern auch andere Propheten, zum Beispiel Elija und Jeremia, wurden in ihrer Heimat weit weniger geschätzt als bei fremdem Volk. Es ist beinahe natürlich, daß Bürger ihre Mitbürger mißgünstig betrachten; denn sie schauen nicht auf die gegenwärtigen Taten eines Mannes, sondern haben nur vor Augen, daß er auch einmal ein hilfloses Kind war. (Beda)

5 Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.

Der Satz: "Er konnte nicht" muß verstanden werden als: "Er wollte nicht". Nicht er selbst war unfähig, sondern sie waren ungläubig. Er wirkte keine Wundertaten, um sie zu schonen! Denn trotz geschehener Wunder ungläubig zu bleiben, hätte noch schärferen Tadel verdient. Man könnte auch so sagen: Wunder zu wirken erfordert beides: die Macht des Handelnden und den Glauben des Empfangenden - und der fehlte hier. Daher wollte Jesus hier kein Wunder tun. (Theophylactus)

6 Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Und Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte dort.

Er wunderte sich nicht, als begegne ihm etwas Unvorhergesehenes oder Unerwartetes, da er doch alles weiß, bevor es eintritt. Er, der die Geheimnisse der Herzen kennt, zeigt vor den Menschen Verwunderung, weil er ihnen nahebringen will, was wirklich verwunderlich ist: Daß das Volk weder seinen Propheten Glauben schenkte, die vom Messias sprachen, noch dem Messias, der in ihrer Mitte geboren worden war. (Beda)

 
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