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LESEJAHR B

Der Advent

2. ADVENTSSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mk 1,1-8
 
Bereitet dem Herrn den Weg!
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
 
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes:

Das griechische Wort "evangelion" wird in Latein als "bona annuntiatio", gute Ankündigung, wiedergegeben. Diese gute Ankündigung beinhaltet in erster Linie das Reich Gottes und die Vergebung der Sünden. Es ist das Evangelium, durch das die Erlösung der Gläubigen und die Seligkeit der Heiligen kommt. Die vier Evangelien sind eins, und das eine ist vier. Der hebräische Name "Jeschua" heißt auf griechisch "Soter", auf lateinisch "Salvator" - Heilbringer. Das hebräische "Maschiach" wird griechisch als "Christos", lateinisch als "unctus" (Gesalbter) übersetzt, das heißt König und Priester. (Hieronymus)

Man vergleiche den Beginn dieses Evangeliums mit dem Matthäus-Evangelium. Dort heißt es: Buch des Stammbaumes Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Hier aber heißt es: "des Sohnes Gottes". Aus diesen beiden Texten kann man den einen Herrn Jesus Christus als Sohn Gottes und Menschensohn erkennen [...]. Ja, ganz passend nennt der Evangelist, der mit der Geburt des Herrn beginnen wollte, ihn Sohn eines Menschen - nämlich Davids oder Abrahams; während der andere, dessen Evangelium mit der Predigt des Herrn anhebt, ihn lieber Sohn Gottes nennen wollte. Auf die menschliche Natur weist ja die Annahme des Fleisches in der Geschlechterreihe der Patriarchen, die Verkündigung des Evangeliums für die Welt aber weist auf die göttliche Natur. (Beda)

Christus wird nicht nur mit dem Namen "Sohn Gottes" bezeichnet, sondern mit des Namens eigentlicher Bedeutung. Auch wir sind Söhne Gottes, aber nicht so wie dieser Sohn. Er ist der wahre und eigentliche Sohn, von Ursprung her, nicht durch Annahme an Kindes Statt; in Wirklichkeit und Wahrheit, nicht nur aufgrund der Beilegung eines Namens; gezeugt, nicht geschaffen.lat.: nativitate, non creatione (Hilarius)

2 Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen.

Sehr passend beginnt der Evangelist mit den Zeugnissen der Propheten. [...] Damit führt er zum einen die Juden, die ja Gesetz und Propheten anerkennen, dazu, die Gnade des Evangeliums und die von den Propheten vorherverkündeten Geheimnisse anzunehmen, und fordert die Heiden, die durch die Verkündigung des Evangeliums zum Herrn gekommen waren, dazu auf, die Autorität von Gesetz und Propheten anzuerkennen.(Beda)

Das Zitat steht allerdings nicht beim Propheten Jesaja, sondern bei Maleachi, im letzten Propheten-Buch. (Hieronymus)

Man kann sagen, daß das falsch abgeschrieben ist. Oder, daß hier zwei verschiedene Prophetien zweier Propheten zusammengefaßt worden sind. In Jes 40,3 ist von der "Stimme eines Rufers in der Wüste" die Rede, in Mal 3,1 aber heißt es: "Siehe, ich sende meinen Boten."lat.: angelus, dt.: Engel oder Bote Der Evangelist bringt beide Stellen, als seien sie von Jesaja gesprochen. (Chrysostomus)

Der Wortlaut findet sich zwar so nicht bei Jesaja, aber der Sinn. [...] Beide Sätze laufen auf die Forderung hinaus, "dem Herrn den Weg zu bereiten". (Beda)

"Engel" (angelus) wird Johannes genannt, nicht weil er gleicher Natur wie die Engel gewesen wäre, sondern aufgrund der Würde seiner Aufgabe. Denn das griechische Wort "angelos" heißt "Bote"; und mit Recht kann man einen Menschen mit diesem Namen belegen, der von Gott gesandt ist, um "vom Licht Zeugnis zu geben" und den menschgewordenen Herrn der Welt zu verkündigen - ist doch auch bekannt, daß alle, die den priesterlichen Dienst ausüben und die Aufgabe haben, das Evangelium zu verkünden, "angeli" genannt werden können, wie es bei Mal 2,7 heißt: "Die Lippen des Priesters hüten das Wissen, Weisung fordert man aus seinem Mund; denn er ist ein angelus des Herrn." (Beda)

"Engel" heißt der Vorläufer Christi, weil er das engelgleiche (i.e. zölibatäre) Leben führte und überaus ehrfurchtgebietend war. [...] (Theophylactus)

3 Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!

Was aber rief er? "Bereitet dem Herrn den Weg, machet eben seine Pfade!" Jeder, der den wahren Glauben und die rechten Werke verkündigt, tut nichts anderes, als dem ankommenden Herrn in den Herzen der Hörer "den Weg zu bahnen", damit Er die Herzen mit der Kraft seiner Gnade durchdringe und sie mit dem Licht der Wahrheit durchstrahle. Und er macht "die Pfade eben", indem er durch das Wort der Predigt lautere Gedanken in den Hörern erweckt. (Beda)

4 So trat Johannes der Täufer in der Wüste auf und verkündigte Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden.

Denn Johannes und Jesus suchen, was in der Wüste verloren ging. Wo der Teufel siegte, da wird er besiegt; wo der Mensch fiel, da ersteht er. [...] Was aber durch den Brautführer begonnen wird, wird durch den Bräutigam vollendet. (Hieronymus)

Zwar konnte die Taufe des Johannes die Sündenvergebung nicht bewirken, sie lenkte jedoch die Menschen zur Buße hin. (Theophylactus)

5 Ganz Judäa und alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
6 Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften, und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig.
7 Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken, um ihm die Schuhe aufzuschnüren.
Johannes verkündet hier den Herrn noch nicht deutlich als Gott oder Gottes Sohn, sondern nur als einen Mann der stärker sei als er. Denn das Verständnis seiner Zuhörer war noch nicht bereit,lat.: rudes erant ein solches Geheimnis zu fassen: daß der ewige Sohn Gottes Mensch geworden und von der Jungfrau in die Welt hineingeboren worden sei. Sie mußten allmählich durch die Erkenntnis der verherrlichten Niedrigkeitglorificatae humilitatis zum Glauben an die ewige Göttlichkeit geführt werden. Und doch erklärt Johannes gewissermaßen verborgen, daß Jesus Gott sei: "Ich taufe euch mit Wasser, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen." Denn wer kann daran zweifeln, daß niemand anderer als Gott die Gnade des Heiligen Geistes geben kann? (Beda)
8 Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.
 
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