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LESEJAHR A

Die Fastenzeit

1. FASTENSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 4,1-11
 
Jesus fastete vierzig Tage und wurde in Versuchung geführt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
1 wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt; dort sollte er vom Teufel in Versuchung geführt werden.
2 Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, bekam er Hunger.

Warum bot er sich selbst zur Versuchung an? Um Mittler zu sein zur Überwindung der Versuchungen, nicht nur durch seinen Beistand, sondern auch durch sein eigenes Beispiel. (Augustinus)

Damit du aber lernst, was für ein großes Gut das Fasten ist und wie geeignet als Schild gegen den Teufel, und weil man nach der Taufe nicht auf Ausschweifung, sondern aufs Fasten bedacht sein soll, fastete er auch selbst, nicht weil er es bräuchte, sondern um uns zu belehren. (Chrysostomus)

3 Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl, daß aus diesen Steinen Brot wird.
4 Er aber antwortete: In der Schrift heißt es: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.

Weil der Teufel sah, daß Christus 40 Tage lang fastete, war er verzweifelt; als er aber spürte, daß jener Hunger hatte, begann er wieder zu hoffen; daher folgt: Und es trat der Versucher an ihn heran. Wenn du also gefastet hast und versucht wirst, sage nicht: Ich habe den Nutzen meines Fastens verloren; denn auch wenn dir dein Fasten nicht dazu genützt hat, um nicht mehr versucht zu werden, so wird es dir dennoch helfen, von deinen Versuchungen nicht besiegt zu werden. (Chrysostomus)

Es war aber die Absicht Christi, durch Demut zu siegen; daher besiegt er seinen Gegner durch Zeugnisse des Gesetzes, nicht durch die Macht seiner Kraft, um eben dadurch sowohl den Menschen mehr zu ehren als auch den Feind mehr zu bestrafen; denn der Feind des Menschengeschlechtes wird gleichsam nicht von Gott, sondern vom Menschen besiegt. (Hieronymus)

Als der Herr aber so vom Teufel versucht wurde, antwortete er mit den Vorschriften der Heiligen Schrift; und er, der den Teufel in den Abgrund hätte stürzen können, zeigte nicht die Kraft seiner Macht, um uns ein Beispiel zu geben, daß wir eher zur Belehrung ermuntert werden als uns zur Rache hinreißen lassen, sooft wir von schlechten Menschen etwas erleiden. (Gregor der Große)

5 Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die Heilige Stadt, stellte ihn oben auf den Tempel
6 und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich hinab; denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich auf ihren Händen zu tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.
7 Jesus antwortete ihm: In der Schrift heißt es auch: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.

Da aus der vorausgegangenen Antwort Christi der Teufel nicht sicher erkennen konnte, ob Christus Gott oder Mensch ist, nahm er ihn mit zu einer weiteren Versuchung und sagte bei sich: Wer durch den Hunger nicht besiegt wird, ist, auch wenn er nicht der Sohn Gottes ist, dennoch ein Heiliger; denn heilige Menschen können durch den Hunger nicht überwunden werden; aber wenn sie alle Bedürfnisse des Fleisches besiegt haben, fallen sie durch den eitlen Ruhm; deshalb will er ihn in eitlem Ruhm versuchen. (Chrysostomus)

Bei allen Versuchungen nämlich zielt der Teufel darauf ab zu erkennen, ob er der Sohn Gottes ist. Er sagt aber: Stürze dich hinab, weil die Stimme des Teufels, mit der er immer die Menschen zu Fall bringen will, überreden, nicht aber hinabstürzen kann. (Hieronymus)

Die falschen Pfeile aus der Schrift zerbricht Christus am wahren Schild der Schrift. (Hieronymus)

8 Wieder nahm ihn der Teufel mit sich und führte ihn auf einen sehr hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht
9 und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.

Der Teufel war aber auch nach der zweiten Antwort unsicher und geht deshalb zur dritten Versuchung über; denn weil Christus die Netze des Hungers zerrissen hatte und auch an den Netzen des eitlen Ruhmes vorübergegangen war, legt er ihm jetzt die Netze der Habgier aus. (Chrysostomus)

Verwunderlich ist auch die Torheit des Teufels: Er versprach, jenem die irdischen Reiche zu geben, der doch seinen Gläubigen himmlische Reiche gibt, und er versprach dem den Ruhm der Welt, der doch der Herr der himmlischen Herrlichkeit ist. (Remigius)

Siehe da, der alte Hochmut des Teufels: Denn wie er am Anfang sich Gott gleichmachen wollte, so wollte er auch jetzt göttliche Verehrung für sich beanspruchen. (Glossa)

10 Da sagte Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn in der Schrift steht: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.
11 Darauf ließ der Teufel von ihm ab, und es kamen Engel und dienten ihm.

Man muß aber sehen, daß Christus sich nicht verwirren ließ und den Teufel nicht tadelte, als er das Unrecht der Versuchung erlitten hatte durch die Worte des Teufels: Wenn du der Sohn Gottes bist, stürze dich hinab! Jetzt aber, als der Teufel sich die Ehre Gottes anmaßte, wurde er heftig und wies ihn zurück mit den Worten: Weiche, Satan! Durch sein Beispiel sollen wir lernen, auch Beleidigungen gegen uns großmütig zu ertragen, die Beleidigungen gegen Gott aber weder zu hören noch zu erdulden; denn bei Beleidigungen gegen die eigene Person ist es lobenswert, geduldig zu sein, die Beleidigungen gegen Gott aber zu übergehen ist wahrhaft gottlos. (Chrysostomus)

Der Teufel aber wich nicht aus Gehorsam gegenüber dem Gesetz, wie man es logischerweise verstehen könnte, sondern die Gottheit Christi und der Heilige Geist, der in ihm war, trieben den Teufel davon; daher folgt: Dann verließ ihn der Teufel. Das nützt auch zu unserem Trost: Denn der Teufel versucht die Menschen nicht, solange er will, sondern solange Christus es zuläßt. Auch wenn er es ihm erlaubt, uns eine Zeit lang zu versuchen, so vertreibt er ihn doch wegen unserer schwachen Natur. (Chrysostomus)

Nach der Versuchung aber dienten dem Herrn heilige Engel, die von den unreinen Geistern zu fürchten sind, und dadurch wurde den Dämonen mehr und mehr klar, wie groß er war. (Augustinus)

Es ist offenbar, daß ihm die Engel dienten nicht wegen der Not seiner Ohnmacht, sondern wegen der Ehre seiner Macht; denn es wird nicht gesagt, daß sie ihm helfen, sondern daß sie ihm dienen. (Chrysostomus)

 
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