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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

17. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 13,44-52
 
Er verkaufte alles, was er besaß, und kaufte jenen Acker
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge:
44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn, grub ihn aber wieder ein. Und in seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte den Acker.

Die vorigen Gleichnisse vom Sauerteig und vom Senfkorn beziehen sich auf die Kraft, welche die Verkündigung des Evangeliums entfaltet; denn das Evangelium überwindet die Welt. Mit den folgenden Gleichnissen vom Schatz und der Perle aber weist der Herr auf die Kostbarkeit und Herrlichkeit der Frohen Botschaft hin. [...] (Chrysostomus)

Dieser Schatz wird ohne Vorleistung gefunden [...], doch die Möglichkeit, den Schatz samt dem Acker zu besitzen und zu nützen, ist an einen Preis gebunden. Denn die Güter des Himmels gehen nur in den Besitz dessen über, der des Verlustes der zeitlichen Güter nicht achtet. (Hilarius)

Daß der Mann den Schatz wieder verbarg, kommt nicht aus Neid; er handelt wie einer, der den Schatz hüten und nicht preisgeben will, so verbirgt er ihn im Herzen, ihn, den er seinem gesamten früheren Vermögen vorzieht. (Hieronymus)

Der im Acker verborgene Schatz ist die Sehnsucht nach dem Himmel; der Acker aber, in dem der Schatz verborgen liegt, ist das zuchtvolle Leben, das diesem Eifer für das Himmlische entspricht. Wenn ein Mensch diesen Schatz findet, verbirgt er ihn, um ihn zu bewahren [...] Im gegenwärtigen Leben sind wir nämlich gleichsam auf dem Pilgerweg in die Heimat. Die bösen Geister lauern wie Räuber am Weg in der Absicht, diejenigen auszurauben, die den Schatz auf dem Weg vor sich hertragen. Ich meine damit nicht, daß unsere Mitmenschen unsere Werke nicht sehen sollten, sondern daß wir keinerlei menschliches Lob für unsere Taten suchen sollen. (Gregor der Große)

Jener Schatz, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind (vgl. Kol 2,3) ist entweder das göttliche Wort in Person, verborgen sichtbar in der menschlichen Natur Christi, oder es sind die heiligen Schriften, in denen die Erkenntnis über den Erlöser niedergelegt ist. (Hieronymus)

Diese Schatz, "im Acker verborgen", meint die beiden Testamente, in der Kirche verborgen. Wenn jemand beginnt, ein wenig davon zu verstehen, dann merkt er, daß dort große Dinge verborgen sind, und er geht hin, verkauft all seinen Besitz, und kauft den Schatz. Das heißt: Er setzt alles Zeitliche hintan, um sich dadurch die Freiheit zu erwerben, reich zu werden in der Erkenntnis Gottes. (Augustinus)

45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, verkaufte er alles, was er besaß, und kaufte sie.

Die Verkündigung des Evangeliums bringt nicht nur vielfachen Gewinn, wie ein Schatz, sondern ist auch kostbar wie eine Perle. Darum folgt: "Das Himmelreich ähnelt einem Geschäftsmann [...] ". Zur Verkündigung sind nämlich zwei Dinge notwenig: Freiheit von den Geschäften dieser Welt und Wachsamkeit. [...] Da die Wahrheit nur eine ist, und nicht etwa geteilt, ist die Rede von der einen Perle. Wer eine Perle besitzt, weiß zwar, daß er reich ist, anderen aber ist das nicht bekannt, denn oft bedeckt er die Perle, die ja so klein ist, mit der Hand. Ebenso verhält es sich bei der Verkündigung des Evangeliums: Wer die Perle in der Hand hält, weiß daß er reich ist, die Ungläubigen aber wissen nichts von diesem Schatz und erkennen unseren Reichtum nicht. (Chrysostomus)

Unter den schönen Perlen könnte man das Gesetz und die Propheten verstehen. Hört gut her, Markion, und ihr, Manichäer! Schöne Perlen sind das Gesetz und die Propheten. Die eine, überaus kostbare Perle ist die Erkenntnis von unserem Erlöser, das Geheimnis seines Leidens und seiner Auferstehung. Wenn ein Mensch diese Perle findet, macht er es wie der Apostel Paulus: er achtet die Geheimnisse von Gesetz und Propheten und seine frühere Beobachtung der Vorschriften, in denen er schuldlos lebte, gering, wie Läuterungsmittel, um Christus zu gewinnen. Der Fund der schönsten Perle bedeutet nicht die Verurteilung der alten Perlen; sind im Vergleich zu ihr alle Juwelen von geringerem Wert. (Hieronymus)

Jemand, der schöne Perlen sucht, und dann eine besonders kostbare findet: das ist ein Mensch, der gute Menschen sucht, mit denen er zu Nutz und Frommen leben kann, und dann den einen Herrn Jesus Christus findet, der ohne alle Sünde ist. Oder ein Mensch, der nach Gesetzen sucht, deren Befolgung ein gutes Zusammenleben der Menschen gewährleisten, und der dann die Nächstenliebe entdeckt (in der, wie der Apostel sagt, alles enthalten ist). Oder ein Mensch, der wahre Erkenntnisse sucht, und dann das Wort Gottes entdeckt, in dem alles enthalten ist [...] Der Preis dafür sind wir selbst, denn wir sind nicht frei, diese Perle zu besitzen, wenn wir um unserer Befreiung und Erlösung nicht alles geringachten, was man in der Zeit besitzen kann. Wenn wir alles verkauft haben, was wir besitzen, dann erzielen wir als höchsten Preis dafür uns selbst (denn solange wir in solchen Dingen verstrickt waren, gehörten wir nicht uns selbst), auf daß wir uns für diese Perle zum Preis geben. Nicht weil diese nur so viel wert wäre, sondern weil wir nicht mehr geben können. (Augustinus)

47 Weiter ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das man ins Meer warf, um Fische aller Art zu fangen.

Nach diesen Gleichnissen, welche die Verkündigung der Frohen Botschaft hervorhoben, fügt der Herr noch ein recht schreckenerregendes Gleichnis an, damit wir nicht allein auf die Verkündigung vertrauen, noch uns der Illusion hingeben, der Glaube genüge uns zum Heil. (Chrysostomus)

Nachdem Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes gehört hatten: "Folgt mir nach, ich werde euch zu Menschenfischern machen", (Mt 4,19) woben sie das Netz der Glaubenslehren aus dem Alten und Neuen Testament und warfen es in das Meer dieser Welt. Bis heute ist es in den Fluten ausgespannt und fängt in den salzigen und bitteren Wogen allerlei, was hineingefallen ist, gute und böse Menschen. Darum folgt: "Fische aller Art". (Hieronymus)

Man kann auch sagen: Die heilige Kirche wird mit einem Netz verglichen, weil sie Fischern anvertraut ist, und weil jeder, der zum ewigen Reich gelangt, durch sie aus den Fluten dieser Weltzeit gezogen wird, damit er nicht im Abgrund des ewigen Todes untergehe. Dieses Netz, die Kirche, sammelt alle Arten von Fischen, denn sie ruft Weise und Toren, Freie und Sklaven, Reiche und Arme, Starke und Schwache zur Vergebung der Sünden. (Gregor der Große)

48 Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, lasen die guten Fische aus und legten sie in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.

Wie das Meer die Zeit dieser Welt, so bezeichnet das Ufer das Ende dieser Zeit. Da werden die guten Fische in Gefäße gesammelt, die schlechten weggeworfen. [...] Jetzt enthält das Netz des Glaubens noch Gute und Böse, gleichsam gemischte Fische. Aber erst das Ufer wird zeigen, was das Netz der Kirche getragen hat. (Gregor der Große)

49 So wird es auch am Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen von den Gerechten trennen

Was für ein Unterschied besteht zwischen diesem Gleichnis und dem vom Unkraut? Hier wie dort geht es um solche, die gerettet, und solche, die verworfen werden. In dem obigen Gleichnis ist der Grund der Verwerfung üble Irrlehre [...], hier aber verwerfliche Lebensführung. Denn so jemand kann, auch wenn er vom Netz eingeholt wurde, das heißt: sich der Erkenntnis Gottes erfreute, nicht gerettet werden. Wenn du hörst, daß die Schlechten weggeworfen werden, dann denke nicht, das sei keine so schlimme Strafe. Denn der Herr fügt eine Erklärung hinzu, welche die Schwere zeigt: "So wird es sein bei der Vollendung der Welt. Die Engel werden hingehen, die Bösen von den Gerechten zu trennen". (Chrysostomus)

50 und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt. Dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen.

Diese Stelle braucht man nicht auszulegen, vielmehr soll man hier erzittern. Ganz offen werden hier die Qualen der Verworfenen beim Namen genannt, damit nicht jemand Unkenntnis zu seiner Entschuldigung anführe, weil von der ewigen Strafe nur verhüllt die Rede gewesen sei. (Gregor der Große)

51 Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten: Ja.
52 Da sagte er zu ihnen: Jeder Schriftgelehrte also, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem reichen Vorrat Neues und Altes hervorholt.

Er spricht nicht von den Schriftgelehrten der Vergangenheit, sondern denen, die es in der Kirche geben würde. Sie holen Neues und Altes hervor, wenn sie die Botschaft des Alten und des Neuen Testamentes mit ihrem Wort und ihrem Leben verkünden. (Gregor der Große)

Er spricht hier zu seinen Jüngern und nennt sie Schriftgelehrte wegen ihres Wissens; denn sie begriffen, was er an Neuem und Altem, das heißt, durch das Evangelium und das Gesetz vorlegte. Beides, Gesetz und Evangelium, sind aus dem Besitz eines einzigen Hausvaters, beide gehören zu ein und demselben Schatz. Er gibt sogar seinen Jüngern den Namen des Hausvaters und setzt sie damit zu sich in Vergleich, denn sie haben durch den Heiligen Geist die Lehre aus seinem Schatz an Neuem und Altem erlangt. (Hilarius)

 
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