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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

13. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 10,37-42
 
Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, ist meiner nicht würdig. -
Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig.

[...] Im Hohenlied lesen wir: Er hat in mir die Liebe geordnet (Hld 2,4 Vg). Diese Ordnung ist nämlich bei jedem Affekt notwendig. Nach Gott liebe Vater, Mutter oder Kinder. Wenn es aber nötig werden sollte, die Liebe zu Eltern oder Kindern gegen die Liebe Gottes zu stellen und nicht beide gewahrt bleiben können; dann heißt es die Seinen geringzuachten, Gott aber die Ehre zu geben. Er hat also nicht verboten, Vater oder Mutter zu lieben, sondern deutlich hinzugefügt: mehr als mich. (Hieronymus)

Wenn aber Paulus befiehlt, in allem den Eltern zu gehorchen, wundere dich nicht: er sagt nur, daß man ihnen in den Dingen gehorchen muß, die der Frömmigkeit nicht entgegenstehen, denn ihnen jede sonstige Ehrerbietung darzubringen, ist heilige [Pflicht]. Wenn sie aber mehr fordern als geschuldet, darf man nicht zustimmen. Das stimmt [auch] mit dem Alten Testament überein: Denn dort befiehlt der Herr, jene, die die Götzen anbeten, nicht nur zu hassen, sondern sogar zu steinigen. Und im Buch Deuteronomium wird gesagt: Der von seinem Vater und seiner Mutter sagte: Ich habe beide nie gesehen!, und der seine Brüder nicht erkannte, [...] die wachen nun über dein Wort (Dtn 33,9 Vg). (Pseudo-Chrysostomus)

Dadurch zeigt er an, daß derjenige, der die fleischliche Liebe der Blutsverwandtschaft der geistlichen Liebe zu Gott voranstellt, nicht würdig ist, ein Verwandter Gottes zu heißen. (Hrabanus)

38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.

Diejenigen, die zu Christus gehören, haben ihren Leib mitsamt seinen Sünden und Begierden getötet. Und wer nicht dem Herrn nachgefolgt ist, indem er sein Kreuz, in dem wir mitleiden, mitsterben, mitbegraben werden, mitauferstehen, annimmt, um durch dieses Sakrament des Glaubens in der neuen Wirklichkeit des Geistes zu leben,Vgl. Röm 7,6 der ist Christi nicht würdig. (Hilarius)

Das Wort "Kreuz" kommt von dem Kreuz, das wir tragen.Das Wortspiel 'Crux a cruciatu dicitur' (cruciatus = Marter, Qual) läßt sich im Deutschen nicht nachahmen. Und wir tragen das Kreuz des Herrn auf zweierlei Weise: Entweder, indem wir durch Enthaltsamkeit unseren Leib beherrschen lernen,Wörtlich: affligere - niederhalten oder, indem wir durch das Mitleid mit dem Nächsten seine Not zu der unseren machen. Man muß nämlich wissen, daß einige ihre leibliche Enthaltsamkeit zur Schau stellen, nicht um Gott die Ehre zu geben, sondern um selber eitlen Ruhm einzuheimsen. Und es gibt auch einige, die das Mitleid mit dem Nächsten nicht auf geistliche, sondern auf fleischliche Weise üben, so daß bei dem Nächsten nicht die Tugend, sondern (durch falsches Erbarmen) die Schuld fördern. Diese tragen zwar scheinbar ein Kreuz, aber dem Herrn folgen sie nicht nach. Darum sagt er: "... und mir nachfolgt." (Gregor der Große)

39 Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.

[...] "Der wird sein Leben gewinnen", nämlich dieses gegenwärtige Leben. Das heißt, wer nach diesem [irdischen] Licht, seinen Freuden und Lüsten so sehr verlangt, daß er sie für immer gewinnen möchte, der wird gerade das, was er für immer bewahren möchte, verlieren, und er bereitet seine Seele für die ewige Verdammnis vor. (Remigius)

40 Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Als der Herr seine Jünger zur Predigt aussendet, lehrt er sie, die Gefahren nicht zu fürchten und stellt den Glauben über die Gefühle: Das Gold hatte er weiter oben verboten, das Geld aus dem Gürtel verbannt (Mt 10,9): so hart ist das Leben der Evangelisten. Woher also sollten sie ihren Lebensunterhalt nehmen, woher das Essen und was sie sonst noch brauchten? Die Strenge seiner Weisungen mildert er durch die Hoffnung, daß sie das Verheißene erlangen, denn er sagt: Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf: Jeder Gläubige, der einen der Apostel aufnahm, sollte so behandelt werden, als ob er Christus selbst aufgenommen hätte. (Hieronymus)

In diesem Versen lehrt er auch, daß er das Amt des Mittlers innehat: denn wenn er von uns aufgenommen wird, er, der selbst aus Gott hervorgegangen ist, dann kommt durch ihn Gott zu uns.Wörtlich: Gott wird in uns[eren Herzen] ausgegossen. Und wegen dieser Gnadenordnung bedeutet, die Apostel aufzunehmen nicht anderes als Gott aufzunehmen: Denn auch in ihnen wohnt Christus, und in Christus wohnt Gott. (Hilarius)

41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.

Oder aber: Weil er die Schüler aufgefordert hatte, die Lehrer aufzunehmen, hätte der heimliche Einwand der Gläubigen sein können: Also müssen wir auch die falschen Propheten und den Verräter Judas aufnehmen. Deshalb sagt der Herr, daß nicht eine Person aufgenommen werden soll, sondern das Amt [unter dem sie kommt]; und [er lehrt], daß die, die sie aufnehmen, nicht ihren Lohn verlieren, selbst wenn der Aufgenommene unwürdig sein sollte. (Hieronymus)

Einige aber verstehen unter dem Propheten den Herrn Jesus Christus selbst, von dem Mose sagt: Einen Propheten wird euch der Herr erstehen lassen (vgl. Dtn 18,15). Und unter dem Gerechten verstehen sie auch ihn, weil er unvergleichlich gerecht ist. Wer also im Namen des Gerechten oder des Propheten, d.h. Christi, einen Propheten oder einen Gerechten aufnimmt, der wird von dem, um dessentwillen er diesen aufgenommen hat, auch den Lohn bekommen. (Remigius)

42 Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch: Er wird gewiß nicht um seinen Lohn kommen.

Jetzt könnte aber einer anfangen zu streiten und sagen: Aus Armut ist es mir versagt, daß ich gastfreundlich sein kann: Doch diese Ausrede schiebt er beiseite, indem er ein ganz leicht zu erfüllendes Beispiel nennt, daß wir [nur] einen Becher frisches Wasser von ganzem Herzen geben sollen. [...] Frischen Wassers sagt er, nicht heißen Wassers - damit nicht etwa noch bei dem warmen Getränk eine Gelegenheit [zur Entschuldigung] wegen Armut und Holzmangels gesucht werde. (Hieronymus)

Merke auch hieraus, daß Gott mehr auf die rechte Gesinnung des Gebenden schaut, als auf die Größe der Sache, die gegeben wird. Oder aber: die Geringsten sind die, die in dieser Welt überhaupt nichts besitzen und die doch mit Christus [die Welt] richten werden. (Glossa)

 
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