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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

GRÜNDONNERSTAG

 

Messe vom Letzten Abendmahl
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 13,1-15
 
Er erwies ihnen seine Liebe bis zur Vollendung
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
1 Es war vor dem Paschafest. Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.

"Pascha" ist nicht, wie einige meinen, ein griechisches Wort, sondern ein hebräisches. Doch treffen sich in diesem Wort gewissermaßen die beiden Sprachen, wie es passender nicht sein könnte. Denn "Leiden"Lat.: pati heißt auf griechisch "paschein", also kann man unter "Pascha" die Bedeutung des "Leidens"Lat.: passio mithören, als wäre Pascha von "passio" oder "paschein" abgeleitet. In der hebräischen Bedeutung aber heißt Pascha soviel wie "Hinübergang";oder: Vorübergang, lat.: transitus denn das Volk feierte damals das erste Pascha, als es auf der Flucht aus Ägypten das Rote Meer durchschritt. Was ein prophetisches VorausbildLat.: figura war, ist nun in WahrheitLat.: veritas erfüllt, da Christus wie ein Lamm zur Opferung geführt wird: Wenn sein Blut auf unsere Türpfosten gestrichen wird - das heißt: wenn unsere Stirn mit dem Zeichen seines Kreuzes besiegelt wird - dann werden wir aus dem Verderben dieser Welt, gleichsam wie aus der Ägyptischen Gefangenschaft, befreit. Wir vollziehen den heilvollen Hinübergang, da wir von der Seite des Teufels zu Christus hinübergehen, und von dieser schwankenden Weltzeit zu seinem Reich, das festgegründet ist. (Augustinus)

"Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung."Lat.: in finem dilexit Das heißt: er ließ nichts ungetan, was einer, der sehr liebt, nur tun kann. Er tat das aber nicht gleich zu Beginn, sondern er steigerte den Erweis seiner Liebe, um die Vertrautheit mit ihm zu mehren und die Seinen mit großem Trost zu stärken, gegen die Dinge, die da kommen sollten. Die "Seinen" nennt er diese wegen der tiefen VertrautheitLat.: familiaritas - während auch andere "die Seinen" genannt werden, aber nur, weil sie ihm ihr Sein verdanken: "Die Seinen nahmen ihn nicht auf" (Joh 1,11). "Den Seinen, die in der Welt waren" blieb er ohne Unterbrechung in Liebe zugetan, und zum Schluß zeigte er ihnen seine vollendete Freundschaft. (Chrysostomus)

Ich sehe, daß man diese Worte: "Er liebte sie bis zum Ende" auch auf rein menschliche Weise verstehen könnte, nämlich: Er liebte sie bis zum Tod. Doch das sei fern, daß er seine Liebe mit dem Tode aufhören ließe, er, der im Tod nicht sein Ende fand! Man könnte es höchstens so verstehen: Seine Liebe bewegte ihn dazu, den Tod auf sich zu nehmen. (Augustinus)

2 Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern.
Dies fügt der Evangelist gleichsam in fassungslosem Staunen ein: daß der Herr denjenigen wusch, der schon entschlossen war, ihn auszuliefern. Er zeigt damit die verworfene Gesinnung des Verräters, daß ihn nicht einmal der Erweis solcher Gemeinschaft zurückhielt. Denn in aller Regel wird böse Gesinnung gerade durch den Erweis von Wohltaten eingedämmt. (Chrysostomus)
3 Jesus, der wußte, daß ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und daß er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte,
4 stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch.
5 Dann goß er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.

Da der Evangelist nun von der tiefen Demut des Herrn sprechen will, will er zuerst seine erhabene Würde vor Augen führen. "Der Vater hatte ihm alles in die Hand gegeben", auch den Verräter. (Augustinus)

Er wußte, daß in seine Hand selbst die Verfolger gegeben waren, damit er alle gegen ihn gerichtete Wut und böses Wollen in seiner eigenen Person umkehre und in Dienst nehme für den Erweis seiner erbarmenden Liebe. (Gregor der Große)

Der Vater hat ihm alles in die Hände gelegt, das heißt: das Heil der Gläubigen, daher hielt er es für richtig, ihnen alles zu erweisen, was zum Heil dient. "Er wußte, daß er von Gott ausgegangen und zu Gott gehen würde", daher war mit jenem Dienst der Fußwaschung keine Minderung seiner Ehre verbunden; denn er hatte sich diese Ehre nicht angemaßt. Leute aber, welche ihre Würdestellung sich anmaßen, beugen sich kein bißchen, damit sie nicht verlieren, was sie zu Unrecht an sich gerissen haben. (Theophylactus)

6 Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen?
7 Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.
8 Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.

Man könnte fragen, warum ihn denn niemand von den anderen Jüngern abzuhalten versuchte, sondern nur Petrus. Und sein Einspruch war ein Zeichen großer Liebe und Ehrfurcht. Mir persönlich scheint daher, daß der Herr vorher nur dem Verräter die Füße gewaschen hatte und sich dann zu Petrus wandte; die anderen Jünger aber wurden wohl durch die Antwort an Petrus ein für allemal zurechtgewiesen. [...] Oder es war so: Die übrigen Jünger streckten ihre Füße vor, weil sie das, was ein solcher Meister tat, nicht für grundlos halten wollten. Allein dem Petrus kam in seiner großen Ehrfurcht vor Jesus kein anderer Gedanke in den Sinn, so daß er seine Füße nicht ausstrecken wollte. Oft zeichnet ja die Hl. Schrift den Petrus als einen, der voll Glut und Begeisterung das durchsetzen will, was ihm das Bessere und Nützlichere zu sein scheint. (Chrysostomus)

Da haben wir ein Beispiel, daß jemand in reiner Absicht, jedoch aus Unwissenheit, etwas sagen kann, was ihm nicht nützt. Petrus wußte nämlich nicht, daß das Tun Jesu sinnvoll war. Und so fragte er zuerst gleichsam vorsichtig zweifelnd: Herr, Du willst mir die Füße waschen? Und dann ruft er: In alle Ewigkeit nicht! Damit untersagte er das Werk, das ihn zur Teilhabe an Jesus führen sollte. [...] Da dem Petrus seine eigene Antwort geschadet hätte, ließ sie der Herr nicht stehen, sondern antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir. (Origenes)

Der Herr erklärte dem Petrus nicht, warum er das tue, sondern er drohte ihm das Getrenntsein an, weil dieser sich sonst auf keine Weise überzeugen lassen wollte. (Chrysostomus)

9 Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.
10 Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle.
11 Er wußte nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

Petrus war aus Furcht und Liebe ganz außer sich und fürchtete mehr, daß Christus ihm genommen werde, als daß dieser sich zu seinen Füßen erniedrige. Darum antwortete er: "Nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt." (Augustinus)

Ganz rein - mit Ausnahme der Füße, nur die Füße müssen noch gewaschen werden. Der Mensch wird in der Taufe ganz und gar gereinigt, die Füße nicht ausgenommen! Da er aber danach in all den menschlichen Umständen leben muß, betritt sein Fuß jedenfalls die Erde. Die menschlichen Gefühle und Leidenschaften, ohne die keiner in diesem sterblichen Leben ist, sind gleichsam die Füße, [die schmutzig werden,] wenn wir von den menschlichen Dingen beeinflußt werden. "Wenn wir also sagen, daß wir keine Sünde haben, dann belügen wir uns selbst" (1 Joh 1,8). Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, dann vergibt er, der den Jüngern die Füße wusch, uns unsere Sünden bis zu den Füßen, mit denen wir auf der Erde wandeln. (Augustinus)

12 Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe?
13 Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es.

Der Herr hat nicht vergessen, daß er dem Petrus versprochen hat: Du wirst es später verstehen. Und so beginnt er sie nun über sein Tun zu belehren: "Versteht ihr, was ich an euch getan habe?" (Augustinus)

In tieferem, mystischem Verständnis ist diese Stelle so zu verstehen: Nachdem der Herr das Werk der Erlösung vollbracht hatte, indem er uns rein wusch durch die Vergießung seines Blutes, "legte er sein Gewand wieder an", als er am dritten Tage vom Grabe auferstand und mit dem gleichen Leib, nun unsterblich, sich bekleidete. Er "nahm wieder Platz", als er in den Himmel emporstieg und Platz nahm zur Rechten Gottes des Vaters; von dort wird er kommen zu richten. (Alkuin)

14 Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müßt auch ihr einander die Füße waschen.
15 Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Diese Demut, auch durch das sichtbare Tun, ist bei vielen der Brauch, wenn man sich gegenseitig Gastfreundschaft gewährt und zu Brüdern wird. [...] Wenn man sich nämlich mit dem Körper zu den Füßen des Bruders beugt, erwacht im Herzen das Empfinden der Demut, beziehungsweise, wenn dieses schon da war, wird es gestärkt. Doch einmal abgesehen von diesem ethischen VerständnisLat.: morali intellectu - kann etwa einer den anderen von der Befleckung der Sünde rein machen? Doch wir können einander unsere Verfehlungen bekennen, einander vergeben und wegen unserer Vergehen füreinander beten. So mögen wir gewissermaßen einander die Füße waschen. (Augustinus)
 
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