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LESEJAHR C

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

6. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 14,23-29
 
Der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
23 Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.

Der Beweis der Liebe ist das vollbrachte Werk. Nie ist die Liebe zu Gott müßig. Wenn sie wirklich Liebe ist, dann tut sie Großes. Weigert sie sich aber zu wirken, dann ist sie keine Liebe. (Gregor der Große, Hom. 30 in Evang.)

Durch die Liebe unterscheiden sich die Heiligen von der Welt. Sie läßt sie einmütig in dem Haus wohnen, in dem der Vater und der Sohn eine Wohnung bereitet haben (vgl. Joh 14,2). Sie geben denen die Liebe, denen sie sich am Ende offenbaren werden. Es gibt aber eine gewisse innere Offenbarung, die den Ungläubigen verschlossen bleibt, weil ihnen Gott nicht als Vater, Sohn und Heiliger Geist offenbart ist. Zwar konnten sie den Sohn erkennen, aber nur im Fleisch, und diese Offenbarung ist nicht von der gleichen Art, wie jene, da er so nicht immer bei ihnen bleiben konnte, sondern nur eine kurze Weile, und nur zum Gericht, nicht zur [ewigen] Freude, nur zur Bestrafung, nicht zur Belohnung.
Dann folgt: "wir werden zu ihm kommen." - Sie [d.h. die göttlichen Personen] kommen zu uns, wenn wir zu Ihnen kommen. Sie kommen uns zu Hilfe, wir kommen mit Gehorsam. Sie kommen in der Erleuchtung, wir kommen zur Schauung. Sie kommen zur Erfüllung, wir kommen zur Entgegennahme. So schauen wir sie nicht außer uns, sondern innerlich. Und sie wohnen bei uns nicht nur vorübergehend, sondern ewig. (Augustinus, Tract. in Joh. 76,2)

In manches Herz aber kommt er und nimmt keine Wohnung darin, denn manche bereuen zwar und geben Gott die Ehre, sobald aber die Zeit der Versuchung kommt, vergessen sie ihre Reue und kehren genau so wieder zu ihren Sünden zurück, als ob sie niemals eine Träne darüber vergossen hätten. Wer Gott in Wahrheit liebt, in dessen Herz kommt der Herr und nimmt Wohnung darin. Denn die göttliche Liebe durchdringt ihn so, daß er auch zur Zeit der Versuchung von dieser Liebe nicht abrückt. Jener liebt nämlich in Wahrheit, dessen Geist nicht durch die Zustimmung zur bösen Lust überwunden wird. (Gregor der Große, Hom. 30)

24 Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.

Je stärker jemand in der niederen Liebe seine Wonne findet, desto mehr trennt er sich von der höheren Liebe. Darum heißt es: "Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest", denn die Liebe zum Schöpfer fordert unser Wort, unseren Geist und unser Leben. (Gregor der Große, Hom. 30)

Oder in diesem Sinne: Judas glaubte, daß wir ihn so sehen werden, wie wir im Traum einen Toten sehen, darum fragt er: "warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt" (Joh 14,22)? Als ob er sagen wollte: "Weh uns, daß du sterben wirst und uns nur noch als Toter beistehen kannst." Damit man es aber nicht so auffaßt, sagt er: "Ich und der Vater werden zu ihm kommen", das heißt, wie der Vater sich offenbart, so auch ich, "und wir werden bei ihm Wohnung nehmen", denn das geschieht in einem Traum nicht. Und es heißt: "Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat", das will sagen: Wer dies Wort nicht hört, der liebt nicht nur mich, nein auch den Vater nicht. Er sagt dies, weil Er nichts ohne den Vater sagt und nur das, was IHM wohlgefällig ist. (Chrysostomus, Hom. 75,1,2)

25 Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin.

Es ist ein Unterschied zwischen jenem Verweilen, das Er für die Zukunft verheißen hat, und diesem, das Er als gegenwärtig bezeichnet. Jenes ist geistig und geschieht in den Seelen. Dieses aber ist leibhaft und bietet sich außen den Augen und Ohren dar. (Augustinus, Tract. in Joh. 77,1)

26 Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Damit die Jünger den leiblichen Fortgang des Herrn leichter ertragen, bereitet Er sie darauf vor. Er verspricht ihnen, daß ihnen sein Weggang viel Gutes bringen werde. Denn solange Er dem Leibe nach bei ihnen geblieben und der Geist nicht gekommen war, vermochten sie nichts Großes zu begreifen. (Chrysostomus, Hom. 75,3)

Das griechische Wort Paraklet, bedeutet (Rechts-)Beistand oder Tröster. "Anwalt" heißt er, weil er beim gerechten Vater für die Fehler der Sünder eintritt, indem er diejenigen, in denen er wohnt, dazu bringt, [für ihre Sünden] um Verzeihung zu bitten. Derselbe Geist heißt aber auch "Tröster", denn denen, die ihre begangenen Sünden bedauern, nimmt er die Traurigkeit und richtet sie wieder auf, indem er ihnen die Hoffnung auf Verzeihung gibt. (Gregor der Große, Hom. 30)

[...] Dieser Geist aber, der vom Vater im Namen des Sohnes gesandt wird, wird diejenigen, die im Glauben an Christus vollkommen sind, alles lehren - all jenes nämlich, was geistig ist: das Verstehen der Wahrheit und das Geheimnis der Weisheit.Lat.: intellectualia veritatis et sapientiae sacramenta Er wird es aber nicht so lehren, daß man es sich wie irgendeine Kunst oder ein Wissen durch Studium und Fleiß aneignen könnte, sondern er selbst ist gleichsam die Kunst, die Lehre und die Weisheit; der Geist der Wahrheit gibt dem [menschlichen] Verstand das Wissen um Gott ohne sichtbare Vermittlung. (Didymus, De spiritu sancto 2)

Wenn aber dem Herzen des Hörers dieser Geist fehlt, dann ist jedes Wort des Lehrers umsonst. Wenn das, was aus dem Mund des Lehrers kommt, verstanden wird, so ist das nicht das Verdienst des Menschen, der lehrt - wenn nämlich der, der [eigentlich] lehrt nicht im Inneren sitzt, dann müht sich der äußere Lehrer mit seinen Worten umsonst. Und nicht einmal der Schöpfer selbst kann dem Menschen durch sein Wort etwas beibringen, wenn er zu ihm nicht durch die Salbung des Geistes spricht. (Gregor der Große, Hom. 30)

Der Heilige Geist lehrte und er erinnerte. Er lehrte, nämlich alles, was Christus noch nicht gesagt hatte, weil sie [d.h. die Jünger] es noch nicht tragen konnten. Er erinnerte aber auch an alles, was der Herr zwar gesagt hatte, das sie aber, wegen der Dunkelheit [des Gesagten] oder wegen der Langsamkeit ihres Verstandes nicht im Gedächtnis behalten hatten. (Theophylactus)

27 Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.

Weil die Jünger bei den Worten des Herrn in Schrecken gerieten, und sie sich ausmalten, wie ihnen nach seinem Weggang Haß und Verfolgung drohen, tröstet Er sie noch einmal. (Chrysostomus, Hom. 74,3)

In dieser Weltzeit hinterläßt uns der Herr den Frieden, denn wir bleiben [als seine Jünger] in ihr zurück, um den Feind zu besiegen; und hier [und jetzt] sollen wir einander lieben. In der kommenden Welt aber gibt er uns seinen Frieden, denn dann werden wir ohne Feind herrschen und dort wird keine Zwietracht mehr sein. Und er selbst ist unser Friede - hier, wenn wir glauben, daß er ist, und dann, wenn wir ihn schauen werden, wie er ist (vgl. 1 Joh 3,2).
Was aber hat es zu bedeuten, daß er, wenn er sagt "Frieden hinterlasse ich euch", nicht hinzufügt "meinen"? [...] "Sein Friede" ist der, den er selbst hat, der Friede aber, den er uns in dieser Welt hinterläßt, ist eher unserer als seiner. In ihm selber gibt es nämlich keinen Widerstreit [verschiedener Antriebe], denn er ist gänzlich ohne Sünde; wir aber haben jetzt einen solchen Frieden, in dem wir noch sagen müssen: "Vergib uns unsere Schuld!" Und auch untereinander haben wir zwar Frieden, denn wir glauben einander, daß wir uns lieben, aber [dieser Friede] ist nicht vollkommen, denn, was der andere in seinem Herzen denkt, können wir nicht sehen. - Mir ist aber auch bekannt, daß die Worte des Herrn so aufgefaßt werden können, daß der erste Satz einfach eine Wiederholung des zweiten ist.
Wenn der Herr hinzufügt: "nicht wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch", was heißt das anderes als: "nicht wie die Menschen ihn geben, die die Welt lieben"? Sie geben einander einen solchen Frieden, daß sie ohne Beschwer die Welt genießen können. Und wenn sie den Gerechten den Frieden geben, indem sie sie nicht verfolgen, so kann das doch kein wahrer Friede sein, denn es gibt keine wahre Eintracht, wenn die Herzen nicht eines Sinnes sind. (Augustinus, Tract. in Joh. 77,2)

Und oftmals führt der äußere Frieden zu Bösem und nutzt denen, die ihn haben, nichts. (Chrysostomus, Hom. 75,3)

Der wahre Friede ist aber: die Heiterkeit der Gedanken, die Ruhe des Gemüts, die Einfachheit des Herzens, das Band der Liebe und die Gemeinschaft des Füreinander-da-Seins.Lat.: amoris vinculum, consortium caritatis Keiner kann den Herrn beerben, wenn er sein Testament des Friedens nicht bewahrt; und keiner kann mit Christus im Frieden sein, wenn er mit den Christen im Streit liegt. (Augustinus, De Verbo Domini, sermo 9)

Diese Worte: "Den Frieden hinterlasse ich euch", sind die Worte eines Scheidenden; sie konnten die Jünger in Bestürzung bringen. Und so heißt es weiter: "Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht", denn ersteres litten sie aus Liebe, letzteres aber aus Angst. (Chrysostomus, Hom. 75,3)

28 Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück. Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich.

[...] Der Herr ging, soweit Er ein Mensch war. Aber Er blieb als Gott. Warum also sollte ihr Herz sich beunruhigen und verzagen, da Er doch nur den Blicken entschwand, aber im Herzen verblieb? Damit sie aber erkennen sollten, daß er, insofern er Mensch war, gesagt hatte: "Ich gehe fort und komme wieder zu euch", fügt er hinzu: "Wenn ihr mich lieb hättet ..." Er sollte zum Vater gehen, insofern der Sohn nicht dem Vater gleich ist [d.h. in seiner menschlichen Natur]; und von ihm wird er auch [wieder] kommen, um Lebende und Tote zu richten. Insofern er aber dem Vater gleich ist [d.h. in seiner göttlichen Natur], war er niemals von ihm getrennt, sondern überall und ganz mit ihm in gleicher Gottheit, die kein Ort zu fassen vermag. [...] Erkennen wir also die doppelte Natur Christi: die göttliche, in der er dem Vater gleich ist, und die menschliche, gegenüber der der Vater größer ist. Die beiden sind aber nicht zwei, sondern der eine Christus, so daß auch Gott nicht vierfältig, sondern dreifaltig ist. Und er sagt: "Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe", denn die menschlichen Natur ist zu beglückwünschen, daß sie auf eine solche Weise von dem eingeborenen Wort angenommen wurde, daß sie im Himmel Unsterblichkeit besitzt und so weit von der Erde erhöht wurde, daß sie, die doch Staub ist, auf immer zur Rechten des Vaters sitzt. Wer, der Christus soD.h. im Glauben an seine beiden Naturen liebt, wollte sich nicht darüber freuen, daß seine Natur in Christus bereits der Unsterblichkeit gewürdigt wurde und daß er selbst einst durch Christus unsterblich sein wird. (Augustinus, Tract. in Joh. 78,1)

Oder man versteht es so: Die Apostel wußten noch nicht, was "Auferstehung" bedeutet (vgl. Mk 9,10), auch wenn er sie ihnen voraussagte mit den Worten "Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück", und sie wußten auch noch nicht, wie sie vom Herrn denken sollten, aber sie glaubten an die Größe des Vaters. Also sagt er ihnen: "Auch wenn ihr um mich Angst habt, daß ich mich nicht werde verteidigen können, und ihr nicht glaubt, daß ich euch nach dem [Tod am] Kreuz wiedersehen werde - freut euch dennoch, denn ich gehe zu dem, der größer ist und der Macht hat, alle Anschläge [gegen mich] zu vereiteln." Das alles sagt er im Hinblick auf die Schwäche der Jünger, und darum fügt er auch hinzu: "Jetzt schon habe ich es euch gesagt ..." (Chrysostomus, Hom 75,4)

29 Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt.

Was bedeutet das? Der Mensch braucht doch [eigentlich] mehr Glauben, bevor das, was geglaubt wird, eintritt? Das ist doch das Verdienst des Glaubens, daß er nicht sieht, was er glaubt (vgl. Hebr 11,1); und auch jener, dem gesagt wurde: "Weil du gesehen hast, glaubst Du" (Joh 20,29), sah etwas anderes, als er glaubte: den Menschen sah er, die Gottheit glaubte er. - Wenn man aber sagt: geglaubt wird das, was man sieht (so wie man sagt, daß jeder das glaubt, was er mit eigenen Augen sieht), dann ist das doch noch nicht der Glaube, der in unserem Inneren aufgebaut wird. Vielmehr wird aus den sichtbaren Dingen in unserem Inneren bewirkt, daß wir das glauben, was wir nicht sehen. Er sagt also "wenn es geschieht", weil sie nach seinem Tod sehen werden, daß er lebt und zum Vater auffährt; und wenn sie das gesehen haben, werden sie glauben, daß er der Christus, der Sohn Gottes ist, der das tun und auch vorhersagen konnte. Dieser Glaube aber wird kein gänzlich neuer sein, sondern ein tieferer,Lat.: (fides) aucta oder doch ein Glaube, der mit seinem Tod zu Grabe getragen wurde, mit seiner Auferstehung aber zu neuem Leben erstand. (Augustinus, Tract. in Joh. 79,1)

 
Wo Christi Himmelfahrt an dem darauffolgenden Sonntag gefeiert wird, kann auch das Evangelium Joh 17,20-26 vom 7. Sonntag der Osterzeit genommen werden.
 
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