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LESEJAHR C

Die Herrenfeste im Jahreskreis

Donnerstag der 2. Woche nach Pfingsten

HOCHFEST DES LEIBES UND BLUTES CHRISTI
FRONLEICHNAM

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 9,11b-17
 
Alle aßen und wurden satt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
11 In jener Zeit redete Jesus zum Volk vom Reich Gottes und heilte alle, die seine Hilfe brauchten.

Indem er die Ermüdeten bei sich aufnimmt, die nach Wissen Dürstenden belehrt, die Leidenden von ihren Krankheiten heilt und die Hungrigen stärkt, zeigt er sich als mächtiger und gütiger Heiland, dessen Freude es ist, wenn die Menschen sich ihm glaubend anvertrauen. (Beda)

Lerne daraus auch, daß die Weisheit hier auf ErdenWörtlich: sapientia secundum nos aus Wort und Tat besteht und daß man das Getane aussprechen und das Gesagte tun muß. [...] (Theophylactus)

12 Als der Tag zur Neige ging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: Schick die Menschen weg, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen, dort Unterkunft finden und etwas zu essen bekommen; denn wir sind hier an einem abgelegenen Ort.

Wie es [oben] heißt, suchten die Menschen nach Heilung für ihre verschiedenen Leiden. Und weil die Jünger sahen, daß durch einen einzigen Wink [des Erlösers] erfüllt werden konnte, um was die Armen baten, sagen sie: Entlaß die Leute, damit sie sich nicht länger ängstigen.Das bezieht sich wohl auf die Angst, wegen des zu Ende gehenden Tages nicht mehr geheilt zu werden. Doch schau auf das Übermaß der Güte dessen, der [mit dieser Bitte] angegangen wird: er schenkt nicht nur gerade das, worum die Jünger gebeten hatten, sondern mit seiner mildtätigen Hand gibt er denen, die ihm folgen, noch weitere Wohltaten, indem er befiehlt, ihnen zu essen zu geben. (Cyrill)

13 Er antwortete: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müßten erst weggehen und für all diese Leute Essen kaufen.

Bei diesen Worten zieht Lukas die Antworten von Philippus und Andreas, wie sie Johannes berichtet, in einem Satz zusammen. Philippus sagte nämlich: "Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll." Und Andreas meinte: "Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele!" (Joh 6,7.9) [...] Die Worte sind zwar andere, aber die Sache und der Sinn sind derselbe; darin erscheint die für uns heilsame Lehre, daß es nicht auf die Worte, sondern auf die Aussageabsicht ankommt. Und jeder Erzähler, dem an der Wahrheit liegt, achtet sorgsam darauf, genau sie [d.h. die Aussageabsicht] herauszustellen, gleich ob er vom Menschen, von einem Engel oder von Gott spricht. (Augustinus, De cons. Evang. II, 46)

14 Es waren etwa fünftausend Männer. Er erwiderte seinen Jüngern: Sagt ihnen, sie sollen sich in Gruppen zu ungefähr fünfzig zusammensetzen.

Lukas sagt hier, sie sollen sich zu fünfzig niedersetzen, während Markus sagt "zu fünfzig und zu hundert" (Mk 6,40) - der eine berichtet nur einen Teil, der andere alles. [...] Das sage ich aber deshalb, weil dergleichen oft [in den Evangelien] vorkommt. Manchen, die den Text zu wenig genau lesen und zu schnell mit ihrem Urteil sind, erscheint es als Widerspruch, das ist es aber nicht. (Augustinus, De cons. Evang. II, 46)

15 Die Jünger taten, was er ihnen sagte, und veranlaßten, daß sich alle setzten.
16 Jesus aber nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie und brach sie; dann gab er sie den Jüngern, damit sie diese an die Leute austeilten.

Damit man glaubt, daß Christus vom Vater gekommen ist, tut er ein Wunder und blickt dabei zum Himmel auf. (Chrysostomus, Hom. in Matth. 49)

Und er tut es im Hinblick auf uns, damit wir lernen, am Anfang des Mahles, wenn wir das Bort brechen, es Gott darzubieten und den Segen von oben darauf herabzuwünschen. (Cyrill)

Durch die Hände der Jünger gibt er das Brot. So ehrt er sie und läßt sie die Erinnerung an dieses Wunder [besser] bewahren. [...] Für die Kranken tat er ein besonderes Wunder, hier aber tut er eines für alle, indem er auch die, die an keiner Krankheit litten, speist. Darum heißt es: "Und alle aßen und wurden satt." (Chrysostomus, Hom. in Matt. 49)

17 Und alle aßen und wurden satt. Als man die übriggebliebenen Brotstücke einsammelte, waren es zwölf Körbe voll.

Er half denen in der Not, denen nicht der Himmel Manna regnen ließ und denen nicht die Erde, wie es ihre Natur ist, Getreide hervorbrachte. Aus den gewaltigen Scheunen der göttlichen Macht ließ er ihnen ein Wunder zukommen. In den Händen derer, die ihm dienten, entstand das Brot und durch die Sättigung derer, die davon aßen, wurde es noch vermehrt. Und es war auch nicht das Meer, das ihnen in ihrer Not den Fisch als Nahrung lieferte, sondern der, der [als Schöpfer] die Fische ins Meer setzte. (Gregor von Nyssa, Orat. Catech. Mag. 23)

Und das war noch nicht das ganze Wunder. Es kommt noch hinzu, daß aufgehoben wurde, was übrigblieb, und es zwölf Körbe voll waren. Und das sollte ein deutlicher Beweis sein, daß die Nächstenliebe von Gott reich belohnt wird. (Cyrill)

Und wir sollten daraus lernen, wieviel Gastfreundschaft vermag und was wir für uns hinzugewinnen, wenn wir Bedürftigen helfen. (Theophylactus)

Es hat aber eine mystische Bedeutung, wenn die nährende Gnade vom Himmel dann geschenkt wird, nachdem die blutflüssige Frau, die das Bild der Kirche darstellt, geheilt wurde (Lk 8,42-48) und nachdem die Apostel ausgesandt worden sind, das Evangelium zu verkünden (Lk 9,1-6). Doch beachte auch, wem die Gnade zuteil wird: Nicht den Müßiggängern, nicht den Menschen in der Stadt und nicht denen, die in der Synagoge oder in der Welt einen hohen Rang bekleiden, sondern denen, die Christus in der Wüste suchen. (Ambrosius)

Gleichwohl wurde die Menge noch nicht mit besserer Nahrung erquickt: zuerst nämlich waren es fünf Brote gleichsam als Milch (vgl. 1 Kor 3,2), dann waren es sieben Brote und beim dritten Mal war es der Leib Christi selbst, der feste Speise ist. Wenn aber einer beginnt das Wort Gottes zu hören, dann beginnt er auch danach zu hungern, und die Apostel beginnen dern Hungernden wahrzunehmen (vgl. v. 12). Und wenn jene auch noch nicht wußten, wonach sie hungerten - Christus wußte es. Er verstand, daß sie nicht nach weltlicher Speise verlangten, sondern nach der Speise Christi - die Apostel freilich hatten noch nicht verstanden, daß man die Speise, deren der Glaubende bedarf, nicht kaufen kann. Christus wußte, daß wir nach der Erlösung verlangen, und daß seine Speise keinen Preis hat. (Ambrosius)

[...] Die verschiedenen Gruppen, die sich niedersetzen und miteinander essen, bezeichnen die verschiedenen Gemeinden auf der ganzen Welt, die zusammen die eine katholische Kirche bilden. (Beda)

Das Brot aber, das Christus bricht, bezeichnet mystisch das Wort Gottes und die Predigt Christi: es wird mehr, wenn man es teilt, und mit nur wenigen Predigten bereitete Christus den Völkern ein überreiches Mahl. Er gab uns Worte wie Brote, die, wenn wir sie im Mund kosten, sich verdoppeln. (Ambrosius)

Als die Menge hungerte, das erschafft der Heiland nicht eine neue Speise, sondern er nimmt das, was die Jünger haben, und segnet es. Als er im Fleisch kam, da verkündete er nichts anderes, als was zuvor schon verkündet worden war, er zeigt vielmehr, daß die Worte der Propheten schwanger waren von den Geheimnissen der Gnade. Und er blickt zum Himmel auf, um uns zu lehren, daß man den Blick des Geistes dorthin richten soll und das dort das Licht der Weisheit zu suchen ist. Er bricht das Brot und vor der Menge teilt er es an die Jünger aus, denn die Geheimnisse des Gesetzes und der Propheten hat er ihnen eröffnet, damit sie sie in der Welt verkünden. (Beda)

 
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