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LESEJAHR B

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

7. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 17,6a.11b-19
 
Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete:
6 Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.

Sollte er das nur zu den Jüngern gesagt haben, die mit ihm speisten, dann bezieht sich der Satz nicht auf jene Verherrlichung, von der er oben gesprochen hatte: der Verherrlichung des Vaters durch den Sohn. Denn das wäre keine besonders große Herrlichkeit, die nur elf oder zwölf Sterblichen bekannt würde. Wenn er aber unter jenem Satz: Ich habe deinen Namen den Menschen kundgemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast, alle diejenigen verstehen will, die in der Zukunft an ihn glauben würden, dann ist es wahrhaftig die Verherrlichung des Vaters durch den Sohn. [...] Ich habe deinen Namen bekannt gemacht: Also kannten sie ihn nicht, obwohl sie Juden waren und es doch heißt: Gott ist in Juda bekannt, sein Name ist groß in Israel (Ps 76,2)? Man muß es also so auffassen: nicht den Namen, mit dem du "Gott" genannt wirst, sondern mit dem du "mein Vater" genannt wirst. Dieser Name kann nicht kundgemacht werden ohne daß der Sohn selbst kundgemacht wird. Denn der Name Gottes konnte der gesamten Schöpfung, ja allen Völkern noch bevor sie an Christus glaubten, nicht vollkommen unbekannt sein. Der Name Gottes, insofern er diese Welt gemacht hat, war allen Völkern bekannt, noch bevor sie mit dem Glauben an Christus in Berührung kamen. Insofern er nicht zusammen mit falschen Göttern verehrt werden kann und darf, war er nur den Juden bekannt. Unter der Hinsicht aber, daß er der Vater dieses Christus ist, durch den die Sünde der Welt hinweg genommen wird, war sein Name zuerst verborgen; jetzt aber offenbart er ihn denen, die ihm der Vater aus der Welt gegeben hat. (Augustinus)

11 Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir.

Er sagt nicht: Damit sie und wir eins sind, wie wir eins sind. Sie [die Menschen] sind ja in ihrer Natur eins, wie auch wir [Sohn und Vater] in unserem Wesen eins sind - denn ein und dieselbe Person ist hier Gott und Mensch, und daher verstehen wir in ihm den Menschen, insofern er Gott bittet, Gott aber, weil er, der bittet, und er, den er bittet, eins sind. Unter der Hinsicht, daß er das Haupt der Kirche ist und diese sein Leib, hätte er sagen können: Ich und sie sind einer - nicht eins! - denn der eine Christus ist Haupt und Leib. Aber indem er kundtut, daß er und der Vater von gleichem göttlichen Wesen sind, will er, daß "die Seinen eins seien", und zwar "in Christus". Das heißt: nicht eins durch die gleiche Natur [...] sondern weil sie durchdrungen sind von ein und demselben vollkommen einmütigen Wollen, das ein und dieselbe Einstellung oder Haltung in allen bewirkt, und sie so durch das Feuer der Liebe entfacht eines Geistes geworden sind. Wie Vater und Sohn nicht nur in ihrem Wesen gleich sind, sondern auch im Willen, so sollen auch diejenigen, deren Mittler zu Gott der Sohn ist, nicht nur durch die eine Natur, sondern auch durch die Gemeinschaft der Liebe eins sein. (Augustinus)

12 Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt.
13 Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.

Was diese Freude ist, wurde oben gesagt: Daß sie eins seien, wie wir eins sind. Diese seine Freude, die von ihm her ihnen gegeben ward, soll in ihnen erfülltoder: vollendet werden. Dazu habe er, wie er sagt, diese Worte in der Welt gesprochen. [Die Fülle aber] ist der Friede und die Seligkeit der kommenden Welt. [...] (Augustinus)

14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin.

Damit sagt er gleichsam: Deinetwegen und um deines Wortes willen wurden sie gehaßt. (Chrysostomus)

Noch hatten sie die Leiden nicht erfahren, die später ihrer warteten; doch der Herr sagt das nach seiner Gewohnheit in der Vergangenheit, wobei er Zukünftiges vorauskünden will. Und dann gibt er den Grund dafür an, daß sie gehaßt werden: Weil sie nicht von der Welt sind - weil sie das Geschenk der Neuen GeburtLat.: regeneratio erhalten haben; denn durch die gewöhnliche GeburtLat.: generatio waren sie sehr wohl von der Welt. Es ist ihnen geschenkt, nicht von der Welt zu sein, so wie er selbst. Er war niemals von der Welt; denn auch in der Gestalt des Sklaven war er durch das Wirken des Hl. Geistes geboren, durch den die anderen wiedergeboren werden. (Augustinus)

15 Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie vor dem Bösen bewahrst.

Er sagt damit gewissermaßen: Schon ist die Zeit gekommen, da ich von der Welt weggenommen werde, darum ist es notwendig, daß diese nicht von ihr weggenommen werden, damit sie mich und dich der Welt verkünden.

Sondern sie vor dem Bösen bewahrst: Darunter kann man alles Böse verstehen, am meisten aber will er darunter den Abfall verstanden wissen. (Beda)

Er bittet nicht nur darum, daß sie Gefahren entrissen werden, sondern im Glauben ausharren. (Chrysostomus)

16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.

Sie haben nichts gemein mit der Erde, sondern sind Bürger des Himmels. Wenn er sie so vor dem Vater lobt, zeigt er seine Liebe zu ihnen. (Chrysostomus)

17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.

Auf diese Weise nämlich bleiben sie vor dem Bösen bewahrt - worum er eben gebetet hat. [...]
Die Erben des Neuen Bundes werden in der Wahrheit geheiligt, deren Vorausschattungen die Formen der Heiligung im Alten Bund waren. Und wenn sie "in der Wahrheit" geheiligt werden, dann heißt das: in Christus, der von sich sagte: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Daher folgt: Dein Wort ist Wahrheit. Im Griechischen steht hier "logos", das heißt: "Wort". Der Vater heiligt also in seinem WORT seine Erben, die Miterben des Sohnes. (Augustinus)

Oder: "Heilige sie", heißt: Mache sie heilig durch die Gabe des Heiligen Geistes und rechten Glauben.Lat.: recta dogmata Die Wahrheiten des Glaubens belehren über Gott und heiligen die Seele. Und weil er hier davon spricht, folgt: Dein Wort ist Wahrheit. Das heißt: Es ist keine Lüge darin, aber es zeigt auch keine bildliche oder körperhafte VerschleierungLat.: nihil typicum mehr.
Heilige sie in der Wahrheit, scheint mir aber auch noch etwas anderes zu bedeuten, nämlich: Sondere sie aus für die Wortverkündigung. Denn es folgt: Wie du mich in die Welt gesandt hast. (Chrysostomus)

18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.
19 Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Das heißt: Ich heilige sie in mir selbst. Und damit wir diesen Satz verstehen, fügt er hinzu: Damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien, das heißt: in mir, dem WORT, das die Wahrheit ist, in dem auch der Menschensohn geheiligt ist von Anfang an: als das WORT Fleisch wurde. Damals heiligte er sich selbst in sich, das heißt: sich als Menschen in sich als WORT; denn einer ist Christus, Mensch und WORT. Im Hinblick auf seine Glieder aber sagt er: Ich heilige mich für sie, das heißt: sie in mir, weil sie in mir sind und ich in ihnen. Warum würde es sonst heißen: "Damit auch sie", wenn nicht im Vergleich zu Ihm, und warum "in der Wahrheit", wenn nicht deswegen, weil Er die Wahrheit ist? (Augustinus)

Oder: "Ich heilige mich für sie", heißt: ich bringe mich selbst für sie als Opfer dar. Alle Opfergaben und alles, was Gott übereignet wird, heißt nämlich "heilig". Von alters her gab es eine Heiligung im Vorausbild,Lat.: in figura nämlich im Lamm, nun aber geschieht die Heiligung in der Wahrheit.Lat: in veritate
Damit auch sie geheiligt seien: Das heißt: auch sie mache ich zu einer Opfergabe für dich. Das sagt er, weil er als ihr Haupt dargebracht wird, oder auch, weil sie selbst geopfert werden. Denn der Apostel schreibt: Bringt eure Glieder als lebendige und heilige Opfergabe dar (Röm 12,1) (Chrysostomus)

 
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