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LESEJAHR B

Der Advent

3. ADVENTSSONNTAG

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 1,6-8.19-28
 
Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
6 Es trat ein Mensch auf, der von Gott gesandt war; sein Name war Johannes.

Wie hätte er auch die Wahrheit über Gott sagen können, wenn er nicht von Gott gesandt wäre? (Augustinus)

Sein Name war Johannes, das heißt "Gnade Gottes" oder "in dem Gnade ist", weil er die Gnade des Neuen Testamentes, nämlich Christus, durch sein Zeugnis als erster der Welt bekannt machte. Oder man übersetzt "Johannes" mit "dem gegeben ist", weil ihm durch die Gnade Gottes nicht nur geschenkt wurde, dem König der Könige vorauszugehen, sondern auch, ihn zu taufen. (Alkuin)

7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen.
Es gibt Leute, die widerlegen möchten, daß die Propheten über Christus geweissagt haben. Sie sagen, der Sohn Gottes braucht keine Zeugen, denn er besitzt selbst genug Glaubwürdigkeit durch seine Heilsworte und seine Wundertaten. Auch Mose verdiente ja, daß man ihm glaubt, durch sein Wort und seine Machttaten, und er brauchte keinen Zeugen, der ihm vorausging. Darauf ist zu antworten, daß es viele Gründe gibt, die zum Glauben führen, und sehr oft ist es so, daß welche, die der eine Aufweis gleichgültig läßt, aufgrund eines anderen den Glauben annehmen. Gott aber ist für alle Menschen Mensch geworden. [...] (Origenes)
8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

Für uns scheint es so, daß der, der ein Zeugnis ausstellt, mehr gilt und glaubwürdiger ist, als der, dem er es ausstellt. Damit aber niemand annimmt, daß das für Johannes gilt, zerstreut er diesen Verdacht, indem er sagt: Er war nicht selbst das Licht [...] (Chrysostomus)

Es mag jemand sagen: "Dann kann man also weder von Johannes, noch von irgendeinem der Heiligen sagen, daß er ein Licht (gewesen) ist." Doch wenn wir einen Heiligen Licht nennen wollen, so verwenden wir [das Attribut] "Licht" ohne bestimmten Artikel. Wenn man also gefragt wird, ob Johannes ein Licht ist (ohne bestimmten Artikel!), so kann man ohne weiteres zustimmen; wenn aber mit bestimmtem Artikel, so wird man nicht zustimmen. Er ist nämlich selbst nicht ursprunghaft das Licht, sondern Licht wird er [nur] genannt, weil er durch Teilhabe Licht vom wahren Licht hat. (Theophylactus)

19 Dies ist das Zeugnis des Johannes: Als die Juden von Jerusalem aus Priester und Leviten zu ihm sandten mit der Frage: Wer bist du?,
20 bekannte er und leugnete nicht; er bekannte: Ich bin nicht der Messias.
Johannes ersah, wie es scheint, aus der Frage den Zweifel der Priester und Leviten, ob er, der da taufte, nicht der Christus sei. Doch vermieden sie, das offen heraus zu sagen, um nicht etwa für unklug gehalten zu werden. Darum sagt er mit Recht, einmal um ihre falsche Meinung zu beseitigen, und auch, um die Wahrheit zu verkünden: daß er nicht Christus sei. (Origenes)
21 Sie fragten ihn: Was bist du dann? Bist du Elija? Und er sagte: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Er antwortete: Nein.

Wenn man die Wahrheit genau erforscht, so findet man, auf welche Weise das, was wie ein Gegensatz klingt, doch kein Gegensatz ist. Der Engel sagte nämlich über Johannes zu Zacharias: Er wird mit dem Geist und der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen (Lk 1,17), weil Johannes der ersten Ankunft des Herrn vorausgeht, wie Elias der zweiten. Und wie dieser der Vorläufer des [Welten-] Richters ist, so ist jener der Vorläufer des Erlösers. Im Geist war Johannes also mit Elias identisch, nicht aber in der Person [...] (Gregor der Große)

[...] Obwohl in Israel viele Propheten aufgetreten waren, wurde vor allem einer erwartet, über den Mose vorhergesagt hatte: Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, unter deinen Brüdern erstehen lassen.(Dtn 18,15) Bei der dritten Frage wollen sie also nicht wissen, ob er einfach ein Prophet ist, sondern ob er der Prophet ist [...], der wie Mose, als Mittler zwischen Gott und den Menschen steht und das von Gott empfangene Vermächtnislat.: testamentum seinen Jüngern weitergibt. Doch während jene diese Bezeichnung nicht dem Messias (Christus) gaben, und glaubten, dieser sei verschieden vom Messias, wußte Johannes, daß der Messias (Christus) auch jener Prophet ist. (Origenes)

Oder aber: Er erwiderte: "Nein.", denn Johannes war mehr als ein Prophet. Die Propheten hatten nämlich den Herrn lange vorher verkündet. Und Johannes zeigte Ihn ja gegenwärtig. (Augustinus)

22 Da fragten sie ihn: Wer bist du? Wir müssen denen, die uns gesandt haben, Auskunft geben. Was sagst du über dich selbst?
23 Er sagte: Ich bin die Stimme, die in der Wüste ruft: Ebnet den Weg für den Herrn!, wie der Prophet Jesaja gesagt hat.

Du siehst, wie sie hier heftiger und drängender fragen, wie Johannes jedoch ihre falschen Gedanken sanft und geduldig zurückweist und die Wahrheit bekennt. (Chrysostomus)

Ihr wißt doch, daß der einziggeborene Sohn das Wort des Vaters genannt wird. An unserem Sprechen aber erkennen wir, daß zuvor die Stimme ertönt, damit das Wort gehört werden kann. Johannes nennt sich also Stimme, weil er dem Wort vorausgeht und weil durch sein dienendes Tun die Menschen das Wort des Vaters vernehmen. [...] Der Weg des Herrn zum Herzen wird geebnet, wenn das Wort der Wahrheit demütig gehört wird, und wenn das Leben nach seiner Weisung ausgerichtet wird. (Gregor der Große)

24 Unter den Abgesandten waren auch Pharisäer.
25 Sie fragten Johannes: Warum taufst du dann, wenn du nicht der Messias bist, nicht Elija und nicht der Prophet?
Sie wollen nichts weiter wissen, sondern ihn an der Taufe hindern. Darum weiß ich auch nicht, aus welchem Grunde sie freiwillig zur Taufe des Johannes kamen. Die Lösung der Frage liegt wohl darin, daß die Pharisäer nicht aus Glauben, sondern als Heuchler hinzutraten. Denn sie fürchteten das Volk. (Origenes)
26 Er antwortete ihnen: Ich taufe mit Wasser.

Der Heilige läßt, auch wenn man ihn in schlimmer Absicht befragt, nicht ab von seiner dienstbereiten Güte. Darum entgegnet Johannes auf die Worte des Neides mit der Verkündung des Lebens. (Gregor der Große)

Was sollte Johannes auf diese Frage anders sagen als eine Erklärung, daß seine eigene Taufe nur eine sinnfällige sei. (Origenes)

Johannes tauft nämlich nicht mit dem Geiste, sondern mit Wasser. Denn die Sünden vermochte er nicht nachzulassen. Er wäscht die Leiber der Getauften mit Wasser. Doch ihre Seelen reinigt er nicht durch die Vergebung. Weshalb tauft er denn, wenn er die Sünden nicht durch die Taufe nachläßt? Um die Aufgabe seines Vorläufertums zu erfüllen, damit er so, da er durch seine Geburt der Geburt des Herrn vorangegangen war, auch durch sein Taufen der Taufe des Herrn voranginge, und damit er, der durch die Predigt der Vorläufer Christi wurde, auch durch die Taufe in der Vorbildung des Sakramentes Sein Vorläufer würde. (Gregor der Große)

Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt

Denn der im Fleisch erscheinende Herr war dem Leibe nach sichtbar, unsichtbar aber gemäß Seiner Herrlichkeit. (Gregor der Große)

Der Herr stand in der Mitte der Pharisäer. Aber sie erkannten Ihn nicht, weil sie glaubten, selbstherrlich die Schrift zu begreifen. Sofern in ihr der Herr vorherverkündet war, war Er in ihrer Mitte, nämlich in ihren Herzen; aber sie erkannten Ihn nicht, weil sie die Schrift nicht verstanden. (Theophylactus)

27 und der nach mir kommt; ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren.
28 Dies geschah in Betanien, auf der anderen Seite des Jordan, wo Johannes taufte.
 
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