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LESEJAHR A

Die Drei Österlichen Tage und die Osterzeit

HOCHFEST DER AUFERSTEHUNG DES HERRN
OSTERSONNTAG

 

Die Feier der Osternacht
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 28,1-10
 
Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
1 Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.

Man soll wissen, daß Matthäus hier das Mysterium dieser Nacht andeuten will, wenn er [wörtlich] schreibt: "Am Abend des Sabbat, in der frühesten Morgendämmerung des ersten Tages...". Denn welche Würde hat diese heiligste Nacht empfangen, in der der Tod besiegt wurde und der Herr auferstand. Dem Lauf der Natur folgend geht der Abend nicht in den Tagesanbruch über, sondern verdunkelt sich zur Nacht. Die Worte des Evangelisten zeigen also auf geheimnisvolle Weise, wie der Herr durch das Licht seiner Auferstehung diese Nacht zum leuchtenden Fest gemacht hat. (Remigius)

"Es kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen": Sie kommen zu zweit, und das ist kein Zufall, sondern ein Geheimnis [...]Die Frauen sind früher als die Apostel da; denn sie sind Urbild der Kirche; der eine Name der Mutter Christi benennt hier zwei Frauen, weil sie Abbild der Kirche sein sollen, die aus zwei Völkern, Juden und Heiden, zusammenwächst. Maria kommt zum Grab wie zu einem Mutterschoß der Auferstehung [...]: wie ihn die verschlossene Pforte des jungfräulichen Schoßes in dieses Leben entließ, so das verschlossene Grab in das ewige Leben. Es ist das Zeichen der göttlichen Macht, daß seine Mutter Jungfrau war auch nach der Geburt, und daß er leibhaft aus dem verschlossenen Grabe hervorging. (Severianus)

2 Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.

Das Erdbeben ist Anzeichen für die Kraft der Auferstehung. Der Stachel des Todes wird gezogen, seine Finsternis erleuchtet, die Unterwelt zittert, wenn der Herr der Himmelsheere aufersteht. (Hilarius)

Wenn die Erde schon zitterte, da der Herr kam, um den Heiligen in der Unterwelt seine Gnade zu bringen, wie wird sie erst erzittern, wenn er kommt, um die Übeltäter alle zu strafen? Sagt doch der Prophet: Die Erde erbebt vor dem Herrn, wenn er kommt zum Gericht (Ps 76,9). (Severianus)

Er wälzte den Stein nicht weg, um dem Herrn den Weg zu öffnen, sondern um den Menschen ein Zeichen zu geben, daß der Herr das Grab bereits verlassen hatte. Er, der als sterblicher Mensch aus dem jungfräulich verschlossenen Schoß seiner Mutter in die Welt trat, konnte in seiner unsterblich gewordenen Menschennatur auch aus dem verschlossenen Grabe gehen. (Hilarius)

Es wandelt sich der Lauf der Natur: Das Grab verzehrt den Tod, nicht den Toten; das Haus des Todes wird Ort des Lebens; eine neue Art Mutterschoß nimmt den Toten auf und gibt ihn lebendig zurück. (Severianus)

"Und er setzte sich darauf": Er setzte sich, nicht weil er müde war, sondern er setzte sich als Lehrer des Glaubens, als Verkünder der Auferstehung [...]. Den Stein kann man als Abbild des Todes verstehen, der auf allen Menschen lastete; daß nun der Engel auf ihm sitzt, bedeutet, daß Christi Macht den Tod besiegt hat. (Severianus)

3 Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.

Vor einem Blitz erschrickt man und fürchtet sich, die weiße Farbe des Schnees aber ist freundlich. Der allmächtige Gott ist schrecklich für die Sünder, aber freundlich für die Gerechten. Darum zeigte sich der Bote der Auferstehung des Herrn mit blitzendem Gesicht und mit weißem Gewand, damit durch sein Aussehen die Frevler von Schrecken gepackt, die Frommen aber getröstet würden. (Gregor der Große)

4 Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
5 Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.
6 Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.

Und wenn ihr mir nicht glaubt, so erinnert euch an seine Worte. (Chrysostomus)

Und wenn ihr meinen Worten nicht glaubt, dann glaubt dem leeren Grab. (Hieronymus)

Der Engel spricht vom Gekreuzigten, er zeigt den Ort, wo er hingelegt worden war, damit man nicht glaube, es sei nicht der gleiche, der von den Toten auferstanden ist. (Severianus)

7 Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt.

Aber nicht nur euch allein ist diese Freude geschenkt; ihr dürft sie nicht im Herzen verbergen, sondern müßt sie denen verkünden, die Jesus ebenso lieben. (Hrabanus)

8 Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.

Voll Furcht waren die Frauen und voll Freude. Voll Furcht wegen des großen Wunders, voll Freude aus Sehnsucht nach dem Auferstandenen. Und beides beflügelte ihren Schritt. (Hieronymus)

9 Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfaßten seine Füße.

Er ließ es zu, daß sie seine Füße umfaßten, um ihnen tief einzuprägen, daß er wahrhaft Fleisch und Bein habe, das von Menschen angefaßt werden könne. (Hrabanus)

10 Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.
 
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Am Tag
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Joh 20,1-18*
 
Er sah und glaubte. -
Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes
 
1 Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, daß der Stein vom Grab weggenommen war.

Als der Sabbat vorüber war, an dem sie vom Gesetz daran gehindert war [zum Grab zu gehen], konnte Maria nicht ruhen, sondern kam in der frühesten Morgendämmerung, weil sie am Ort des Grabes Trost finden wollte. (Chrysostomus)

Maria Magdalena kam herbei, die zweifelsohne unter den Frauen, die dem Herrn gedient hatten, diejenige war, die ihn am glühendsten liebte. So erwähnt Johannes nicht zu Unrecht sie allein und schweigt von den anderen, die mit ihr waren, wie es andere bezeugen. (Augustinus)

Der Stein und die Siegel vor dem Grab blieben unberührt, als der Herr vom Tod erstand. Nach der Auferstehung aber wurde das Grab geöffnet, weil auch andere zur Gewißheit kommen sollten und so geglaubt wird, was geschehen ist. Das macht auch Maria nachdenklich: Als sie nämlich den Stein weggewälzt sah, ging sie nicht in das Grab hinein noch sah sie hinein, sondern eilte voll großer Liebe zu den Jüngern. Sie wußte nämlich noch nicht, was über die Auferstehung geoffenbart war, sondern meinte, man hätte seinen Leib weggebracht. (Chrysostomus)

2 Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.

"Der Jünger, den Jesus liebte", so pflegt sich Johannes zu bezeichnen. Jesus liebte zwar alle, aber ihn vor den anderen und in größerer Vertrautheit. (Augustinus)

In einigen griechischen Handschriften heißt es: Sie haben meinen Herrn weggenommen. Das kann sie aus liebevoller Zuneigung und Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem Herrn gesagt haben. (Augustinus)

3 Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab;
4 sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab.

Petrus und Johannes liefen schneller als die anderen, weil sie mehr als die anderen liebten. ( Gregor der Große )

5 Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
6 Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen
7 und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

Das ist ein Zeichen für die Auferstehung. Wenn man ihn nämlich weggebracht hätte, hätte man nicht seinen Körper entblößt. Und wenn man ihn gestohlen hätte, hätte man sich nicht die Mühe gemacht, das Schweißtuch abzunehmen, zusammenzulegen und an einen Ort abseits von den Leinenbinden zu legen, sondern man hätte einfach den Leichnam genommen, wie man ihn vorfand. [...] Ein Dieb wäre nicht so dumm gewesen, auf solch überflüssige Dinge so viel Mühe zu verwenden. (Chrysostomus)

8 Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.
9 Denn sie wußten noch nicht aus der Schrift, daß er von den Toten auferstehen mußte.

Manche meinen ja, Johannes habe geglaubt, daß Jesus auferstanden sei, aber der folgende Text legt das nicht nahe. Er glaubte vielmehr, was die Frau gesagt hatte, als er das leere Grabmal sah, denn anschließend heißt es: "sie wußten nämlich noch nicht, daß er von den Toten auferstehen mußte." [...] Als sie das nämlich vom Herrn selbst hörten - er hatte es ja mit klaren Worten gesagt - verstanden sie es nicht, denn sie waren es gewohnt, von ihm Gleichnisworte zu hören und glaubten daher, er wolle damit etwas anderes bedeuten. (Augustinus)

Man soll nicht glauben, diese so feinsinnige Beschreibung des Evangelisten entbehre eines mystischen Sinnes. Durch Johannes, den Jüngeren, wird die Synagoge, durch den Älteren, Petrus, die Kirche der Heiden bezeichnet: denn wenn auch die Synagoge früher als die Kirche zur [wahren] Verehrung Gottes gelangte, so war doch die Menge der Heiden in einem weltlichen Verständnis bereits vor der Synagoge da. Sie laufen zusammen, denn seit sie existiert, läuft [die Kirche], das Volk aus Heiden, mit der Synagoge zusammen dem Ende entgegen - ihr Weg ist ein gleicher und gemeinsamer, nicht aber ihre Einsicht.Lat.: sensus Die Synagoge kam zuerst zum Grabmal, wagte aber nicht einzutreten, denn obgleich sie die Weisungen des Gesetzes empfangen und die Prophezeiungen von Menschwerdung und Leiden des Herrn gehört hatte, wollte sie doch nicht an einen Toten glauben; Simon Petrus aber kam hinzu und betrat das Grabmal, denn die später folgende Kirche der Heiden sah Jesus Christus als dem Fleisch nach gestorben, und sie glaubte ihn als lebendigen Gott. [...] Weil man aber mit einem Schweißtuch für gewöhnlich den Schweiß mühevoller Arbeit abwischt, kann man unter dem Schweißtuch auch jene Mühe verstehen, die Gott auf sich nahm. Das Schweißtuch, das auf seinem Haupt gelegen hatte, lag also daneben [an einer besonderen Stelle], denn das Leiden unseres Erlösers unterscheidet sich stark von unserem Leiden: schuldlos läßt er über sich ergehen, was wir mit Schuld beladen tragen; er gab sich aus freiem Willen in den Tod, zu dem wir nur gegen unseren Willen kommen. Nachdem aber Petrus eingetreten war, ging auch Johannes hinein, denn, wenn das Ende der Welt kommt, wird auch das Volk Judas gesammelt werden. (Gregor der Große)

10 Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.

Petrus kann man verstehen als den aktiven, bereit zur Tat, Johannes aber als den kontemplativen und verständigen, erfahren in den göttlichen Dingen. Meistens kommt der kontemplative in der Erkenntnis und im Verständnis zuerst, aber der aktive ist eifriger und tatkräftiger. Dadurch ist er dem Verstand des kontemplativen voraus und erblickt zuerst das göttliche Geheimnis. (Theophylactus)

11 Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein.

Maria Magdalena aber, die in der Stadt eine Sünderin gewesen war, die in der Liebe zur Wahrheit ihre Schuld mit Tränen gewaschen hatte, deren Herz von großer Liebe entflammt war: sie wich nicht vom Grab des Herrn, auch als die Jünger gingen. (Gregor der Große)

Die Augen, die den Herrn suchten und nicht fanden, gaben sich den Tränen hin; der Schmerz war noch größer, daß man ihn aus dem Grab weggenommen als daß man ihn am Holz getötet hatte; denn so blieb von einem solchen Meister, nachdem man ihn ums Leben gebracht hatte, nicht einmal mehr ein Ort der Erinnerung. (Augustinus)

"Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein": Jemandem, der liebt, ist es nicht genug, einmal zu schauen. Die Kraft der Liebe vervielfacht das Suchen und Ausschauen. (Gregor der Große)

Oder war es doch von Gottes Anregung bewirkt, daß sie sich nach vorne beugte? (Augustinus)

Sie suchte seinen Leib und fand ihn nicht. Sie blieb beharrlich im Suchen. Darum wurde ihr das Finden zuteil; die Erfüllung der Sehnsucht ward verzögert, auf daß sie wachse, und die angewachsene Sehnsucht festhalte, was sie finden sollte. Heilige Sehnsucht wächst nämlich durch Aufschub; wenn sie schwächer wird, war es keine Sehnsucht. (Gregor der Große)

12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten.
13 Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.

Die Engel aber sagten nichts über die Auferstehung, sie bereiten die Verkündigung der Auferstehung nur allmählich vor. Damit die Frau nicht erschrecke über die ungewöhnlich herrliche Erscheinung, hört sie ein Wort des Mitleids: "Frau, warum weinst du?" (Chrysostomus)

Doch sie meint, die Frage komme aus Unwissenheit, und nennt den Grund ihres Weinens: "Sie haben meinen Herrn weggenommen". "Meinen Herrn" nennt sie den entseelten Leib des Herrn. [...] "Und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat": Das ist der noch größere Schmerz, nicht zu wissen, wohin sie gehen sollte, um Trost zu finden. (Augustinus)

14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wußte aber nicht, daß es Jesus war.

Warum wandte sie sich um, obwohl sie von den Engeln noch keine Antwort gehört hatte? Es scheint mir, Christus sei, während sie sprach, hinter ihr erschienen, und die Engel hätten ihren Gebieter gesehen, und durch ihre Haltung, Blick und Bewegung sogleich zu erkennen gegeben, daß sie den Herrn sahen. Und das könnte Maria dazu gebracht haben, sich umzuwenden. Den Engeln erschien er als Gebieter, der Frau aber nicht, damit sie nicht beim ersten Anblick die Besinnung verlöre. Sie sollte allmählich und nicht plötzlich zu der gewaltigen Erkenntnis geführt werden. (Chrysostomus)

15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister.

Er fragt nach der Ursache ihres Schmerzes, auf daß ihre Sehnsucht nochmals wachse; denn bei der Nennung des Namens dessen, den sie sucht, würde sie in noch größerer Liebe entbrennen. (Gregor der Große)

Aber wenn sie ihn für einen Gärtner hielt, warum sagte sie ihm dann nicht, wen sie sucht, sondern antwortet: "Wenn du ihn weggenommen hast [...]"? Die Liebe freilich bewirkt, daß jemand nicht glauben kann, daß der, die eigenen Gedanken ausfüllt, jemandem andern unbekannt sein könnte. Nachdem nun der Herr nicht erkannt worden war, als er sie mit der allgemeinen Anrede "Frau" angesprochen hatte, nennt er sie beim Namen: "Jesus sagte zu ihr: Maria" - als wollte er sagen: Erkenne doch den, von dem Du gekannt bist. Da sie nun beim Namen genannt wird, erkennt sie ihn: es ist derselbe, der sie mit äußerlich vernehmbaren Worten ruft, und sie innerlich lehrte, ihn zu suchen. (Gregor der Große)

Warum heißt es nochmals, "sie wandte sich um"? Vielleicht: weil sie vorher, als sie sich nur körperlich umgedreht hatte, ihn nicht für den hielt, der er war; nun aber wendet sie sich mit dem Herzen ihm zu und erkennt, wer er ist. (Augustinus)

17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

Was sie nun tat, wird vom Evangelisten nicht erwähnt, sondern nur angedeutet in den Worten Jesu: "Fasse mich nicht an". Maria wollte also seine Füße umfassen, da sie ihn erkannt hatte. Der Grund wird angegeben: "Ich bin noch nicht zu meinem Vater aufgestiegen." (Gregor der Große)

Aber wie kann jemand, der auf der Erde stehend nicht berührt werden kann, im Himmel thronend von einem Menschen berührt werden? Er hat sich doch ganz gewiß von seinen Jüngern vor der Himmelfahrt anfassen lassen, wie es bei Lukas heißt: "Faßt mich doch an und seht: kein Geist hat Fleisch und Knochen". Es ist doch widersinnig zu sagen, daß er sich von den Jüngern anfassen ließ vor der Himmelfahrt, von den Frauen aber erst, nachdem er zum Vater aufgefahren sei. Vielmehr liest man bei Matthäus, daß auch Frauen Jesus nach der Auferstehung berührt hätten, und darunter war Maria Magdalena. Entweder steht das geschrieben, weil Maria Magdalena die Kirche aus den Heidenvölkern versinnbildete, die zum Glauben an Christus erst nach seiner Himmelfahrt gelangen sollte. Oder Jesus wollte, daß sie so an ihn glaube - das heißt: ihn geistlich berühre -, daß sie verstehe, er und der Vater seien eins. [...] (Augustinus, In Joh. 121)

Der Tastsinn schließt eine Erkenntnis gewissermaßen ab. Darum wollte Jesus nicht, daß das alles sei, was ein ihm hingegebenes Herz glaube, nämlich das, was zu sehen war. (Augustinus, De trin. I, 9)

Oder eine andere Deutung: Die Frau wollte so mit Christus zusammensein wie vor der Passion, und vor lauter Freude kam ihr die Größe des Geschehenen gar nicht zum Bewußtsein, obwohl die menschliche Natur Jesu nach der Auferstehung viel herrlicher war. (Chrysostomus)

Er sagt nicht: Ich gehe hinauf zu unserem Vater, sondern: "zu meinem Vater und zu eurem Vater". Auf andere Weise ist er "mein Vater" als "euer Vater"; er ist mein Vater von Wesen, der eure aufgrund der Gnade. Er sagt auch nicht: zu unserem Gott, sondern: "zu meinem Gott", unter dem ich als Mensch stehe,. "und eurem Gott", zwischen dem und euch ich Mittler bin. (Augustinus)

18 Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Dann ging Maria vom Grab weg. Und mit ihr gingen die anderen, die - wie es Markus erzählt - Furcht und Zittern gepackt hatte und die niemandem anderem etwas gesagt hatten. Maria aber "kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen, und er hat mir dies aufgetragen zu sagen." Als sie aber mit den anderen auf dem Weg war, begegnete ihnen Jesus - wie es bei Matthäus heißt - und grüßte sie.
So können wir also schließen, daß es zwei Gespräche mit Engeln gegeben hat, und auch zwei Begegnungen mit dem Herrn: Einmal, als ihn Maria für den Gärtner hielt, und das zweite Mal, als er sie auf dem Weg begegnete, um durch die wiederholte Begegnung ihnen größere Sicherheit zu geben. Und so kam Maria Magdalena zu Jüngern, um ihnen die Botschaft auszurichten; sie kam nicht allein, sondern mit den anderen Frauen, die Lukas erwähnt. (Augustinus, De consensu evangelistarum)

 
Wahlweise kann das Evangelium der Osternacht Mt 28,1-10 gelesen werden. Bei einer Abendmesse kann auch das Evangelium Lk 24,13-35 (siehe Lesejahr A, 3. Sonntag der Osterzeit) genommen werden.
 
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