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LESEJAHR A

Die Zeit im Jahreskreis

18. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 14,13-21
 
Alle aßen und wurden satt
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
13 als Jesus hörte, daß Johannes enthauptet worden war, fuhr er mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber die Leute in den Städten hörten davon und gingen ihm zu Fuß nach.

Er zog sich nicht, wie einige mutmaßen, aus Furcht vor dem Tod in die Einsamkeit zurück. Vielmehr nahm er Rücksicht auf seine Feinde: Sie sollten dem ersten Mord nicht noch einen zweiten folgen lassen. Oder er wollte die Stunde seines Todes auf das Paschafest verschieben, wo in geheimnisvoller Zeichenhaftigkeit das Lamm geopfert und die Türpfosten der Gläubigen mit dem Blut besprengt werden sollten. Oder er ging deswegen weg, um uns eine Warnung zu geben: Es ist nämlich Vermessenheit, sich selbst auszuliefern. Nicht alle ertragen die Folter dann mit der gleichen Standhaftigkeit, mit der sie sich dazu bereit gefunden haben. Daher gebietet er an anderer Stelle: "Wenn sie euch in der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine andere" (Mt 10,23). Der Evangelist drückt dies sehr passend aus: Er sagt nicht, er sei geflüchtet, sondern er sei weggegangen; er ging also seinen Feinden eher aus dem Weg, als daß er sie gefürchtet hätte. (Hieronymus)

Oder er hat so gehandelt, weil er noch vieles in seiner Menschheit tun wollte, und die Zeit noch nicht gekommen war, seine Gottheit zu enthüllen. Darum wies er auch die Jünger an, niemandem zu sagen, daß er der Messias sei. Nach der Auferstehung aber wollte, daß dies allen bekannt würde. (Chrysostomus)

Die Leute folgten ihm zu Fuß, nicht auf Reittieren, nicht auf Wagen, sondern mühevoll auf ihren eigenen Füßen. Das läßt ihr brennendes Herz erkennen! (Hieronymus)

14 Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen und heilte die Kranken, die bei ihnen waren.

Darum erhielten sie auch sofort ihren Lohn. Obgleich die begeisterte Zuneigung der Leute, die ihre Städte verlassen hatten, zu ihm groß war, und sie ihn mit großer Mühe suchten, so übertraf doch das, was er für sie tat, alles, was auch noch so viel Eifer hätte verdienen können. Daum heißt es, er habe aus Mitleid geheilt. Groß ist wahrhaftig ein Mitleid, das alle heilt und nicht nach dem Glauben verlangt. (Chrysostomus)

15 Als es Abend wurde, kamen die Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät geworden. Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können.
16 Jesus antwortete: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!

Der Glaube der Menschenmenge aber wird ersichtlich an der Tatsache, daß sie trotz ihres Hungers auf den Herrn warteten bis zum Abend. Der Herr aber, der sie speisen will, erwartet eine Bitte darum; denn er will nicht immer und überall von sich aus ein Wunder wirken, sondern darum gebeten werden. Niemand aus der Menge aber trat zu ihm; denn sie verehrten ihn mit großer Scheu [...]. Aber auch die Jünger sagten nicht: Gib ihnen zu essen; denn sie waren dazu noch zu unvollkommen. Sie sagte vielmehr: Der Ort ist abgelegen.Lat.: desertus - verlassen, wüst; als Substantiv desertum - die Wüste. Was für ein Wunder durften die Juden schauen damals in der Wüste, als sie sprachen: Kann uns denn jemand den Tisch decken in der Wüste?Lat.:in deserto [...] Darum hat er sie in die Wüste geführt, damit dieses Wunder keinem Verdacht unterliege. Niemand solle denken können, daß aus einer benachbarten Stadt etwas zum Essen herbeigebracht werden könne. Doch so abgelegen der Ort auch ist: Der ist gegenwärtig, der der ganzen Welt Nahrung gibt. Und so spät die Stunde auch ist, es spricht der, der selbst keiner Zeit unterworfen ist. Obwohl der Herr vorher von sich aus viele Kranke geheilt hatte, konnten sich die Jünger nicht vorstellen - denn sie waren noch unvollkommen -, was er mit den Broten tun werde. Darum sagten sie: Schick die Leute weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zum Essen kaufen. Nun sieh die Weisheit des Meisters: Er antwortet nicht gleich: "Ich werde ihnen zu essen geben", sondern: "Sie brauchen nicht wegzugehen, gebt ihr ihnen zu essen." (Chrysostomus)

17 Sie sagten zu ihm: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns.

Doch die Jünger sprechen immer noch wie zu einem bloßen Menschen: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische. [...] (Chrysostomus)

18 Darauf antwortete er: Bringt sie her!

Warum macht er aber das Brot, mit dem er die Menge speisen will, nicht aus nichts? Um den Anhängern des Markion und den Manichäern den Mund zu stopfen; denn sie wollen das Geschaffene vom Schöpfer abtrennen. Durch sein Wirken lehrt der Herr, daß alles Sichtbare sein Werk und seine Schöpfung ist; daß er selbst es ist, der die Früchte schenkt, er, der im Anfang sprach: "Es bringe die Erde grünes Gras und Kräuter hervor" (Gen 1, 11). Und diese Tat ist nicht geringer als jene. Denn es ist nichts geringeres, aus fünf Broten so viel Brot zu machen, und ebenso aus den Fischen, als aus der Erde Frucht wachsen zu lassen und aus dem Wasser Kriechtiere und andere Lebewesen in s Leben zu rufen. Da zeigt sich er sich als Herr über Erde und Meer. Aber auch durch das Verhalten der Jünger soll uns eine Lehre geben: auch wenn wir nur wenig besitzen, müssen wir davon den Bedürftigen zukommen lassen. Als der Herr ihnen aufträgt, die fünf Brote herbeizubringen, antworten sie nicht: "Und wovon sollen wir dann unseren Hunger stillen?", sondern sie gehorchen sofort. Chrysostomus

19 Dann ordnete er an, die Leute sollten sich ins Gras setzen. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten,

Warum blickte er zum Himmel auf und sprach den Segen? Weil man gläubig erkennen soll, daß er vom Vater her ist. Daß er dem Vater gleich an Rang ist, zeigte er, wenn er aus Vollmacht wirkte. Daß er vom Vater ausgeht, zeigt er, indem er alles, was er tat, auf den Vater zurückbezog, indem er ihn anrief. Beides offenbarte er. Darum wirkte er zuweilen aus seiner Vollmacht heraus Wunder, dann wieder unter Gebet. Beachte auch, daß er bei den geringeren Wundertaten zum Himmel aufblickte, bei den großen Wundern aber aus seiner Vollmacht heraus wirkte. Bei der Vergebung von Sünden, der Erweckung von Toten, der Stillung des Meeres, der Erkenntnis der Herzen, der Öffnung der Augen des Blindgeborenen - Wunder, die einzig Gott vollbringen kann - sieht man ihn niemals beten. Bei der Brotvermehrung aber, die ein geringeres Zeichen ist als all die genannten, blickte er zum Himmel auf. Du sollst dabei begreifen, daß er auch in den kleineren Dingen mit keiner anderen Kraft handelt als der, die er vom Vater hat. Auch lehrt er uns damit, nicht beim Essen zuzulangen, bevor wir ihm Dank gesagt haben, der uns Speise gibt. (Chrysostomus)

Daß die Jünger die Brote austeilten, war nicht nur eine Ehre für sie vom Herrn. Er wollte, daß sie das Wunder, das geschehen würde, nicht bezweifelten, und daß sie es auch in der Zukunft nicht vergäßen, da doch ihre Hände dafür Zeugnis ablegten. Deshalb ließ er die Menge zuerst den Hunger verspüren, dann die Jünger herzutreten und fragen, dann nahm er von ihnen das Brot entgegen: Das Wunder, das er wirken wollte, sollte vielfach bezeugt sein, und man sollte vielfältige Erinnerungen daran haben. (Chrysostomus)

20 und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die übriggebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll.

Er wirkt nicht nur Sättigung, sondern Überfluß - nicht ganzer Brote, sondern der Stücklein. Denn es sollte sich zeigen, daß nicht nur jene fünf Brote übrig waren, auch Abwesende sollten das Geschehene begreifen, und keiner sollte das Geschehene für Einbildung halten. Darum heißt es: "Als die Jünger die übrig gebliebenen Brotstücke einsammelten, wurden zwölf Körbe voll." Chrysostomus

Es werden nicht einfach fünf Brote in mehr Brote verwandelt, sondern den gebrochenen Stücklein folgen wiederum Stücklein. Es wächst die materielle Substanz - ich weiß nicht, ob bereits auf dem Tisch oder in den Händen derer, die sie empfangen. (Hilarius)

All dies ist voll verborgenen Sinnes: Der Herr wirkte dieses Wunder nicht morgens und nicht mittags, sondern abends, zu der Stunde, da auch die Sonne der Gerechtigkeit unterging. (Hieronymus)

Die Abendstunde versinnbildet den Tod des Herrn. Denn als die wahre Sonne auf dem Altar des Kreuzes unterging, sättigte sie die Hungernden. In einer anderen Deutung bezeichnet die Abendstunde das Ende der Welt; da wird der Sohn Gottes wiederkommen und die Menge derer, die an ihn glauben, erquicken. Remigius

21 Es waren etwa fünftausend Männer, die an dem Mahl teilnahmen, dazu noch Frauen und Kinder.
 
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