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LESEJAHR A

Die Weihnachtszeit

Sonntag nach dem 6. Januar

TAUFE DES HERRN

 

Zur LeseordnungEVANGELIUM   Mt 3,13-17
 
Als Jesus getauft war, sah er den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus
 
In jener Zeit
13 kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.

Christus trat dann auf, als Johannes verkündet hatte: "Tut Buße!" Dadurch bestätigte er dessen Verkündigung und empfing von Johannes das Zeugnis. Wie aber, wenn der Morgenstern aufgegangen ist, das Sonnenlicht nicht wartet, bis er untergeht, sondern hervorbricht, noch während dieser auf seiner Bahn voranschreitet, und schließlich mit seinen Licht dessen Glanz verdunkelt, so wartete auch Christus nicht darauf, daß Johannes seinen Lauf vollendete, sondern erschein bereits, als jener noch lehrte. (Pseudo-Chrysostomus)

Der Erlöser wollte nicht deswegen getauft werden, um für sich Reinheit zu erlangen, sondern damit er die Fluten für uns reinige. Seitdem er selbst in die Fluten hinabstieg, wäscht das Wasser die Sünden aller ab. Und man wundere sich nicht, daß Wasser, das heißt, eine körperliche Substanz es bewirken kann, die Seele zu reinigen. Ja, es bewirkt da, und dringt in alle verborgenen Winkel der Seele ein. Wenn es auch selbst schon fein und zart ist, der Segen Christi macht es noch feiner, so daß seine Tropfen in alle verborgenen Dinge des Lebens und in alle Geheimnisse des menschlichen Geistes eindringen. Der Fluß des Segens ist nämlich noch subtiler als der Lauf des Wassers. Und deshalb gleicht der Segen, der aus der Taufe des Erlösers fließt einem geistigen Fluß, der den Lauf aller Fluten und aller Quellen erfüllt. (Augustinus)

14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?

Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, die gespendet wurde, weil jemand ein Sünder war. Damit aber niemand glaubt, daß Christus aus diesem Grund zum Jordan kam, sagt Johannes zu dem der zu ihm kommt: " Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?" (Chrysostomus)

Er will damit gleichsam sagen: es gibt einen guten Grund, daß du mich taufst, nämlich daß ich die Rechtfertigung erlange und des Himmels würdig werde. Aber was für einen Grund sollte es geben, daß ich dich taufe? Alles Gute steigt doch vom Himmel auf die Erde herab, aber es steigt nicht von der Erde zum Himmel hinauf. (Pseudo-Chrysostomus)

15 Jesus antwortete ihm: Laß es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.
16 Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.

Das Tun Christi bezieht sich im übertragenen Sinn auf alle, die später getauft werden sollten. Deshalb sagt er auch "Kaum [war er getauft und aus dem Wasser gestiegen]" und nicht einfach "als er aus dem Wasser gestiegen war", denn alle, die zu Recht in Christus getauft werden, steigen sogleich aus dem Wasser, das heißt sie machen Fortschritte in allen Tugenden und werden zu himmlischer Würde erhoben [...] (Pseudo-Chrysostomus)

Durch das Eintauchen seines Körpers heiligte der Herr das Bad der Taufe für uns, ebenso zeigt er, daß nach dem Empfang der Taufe der Zugang zum Himmel für uns offensteht und uns der Heilige Geist gegeben wird. (Hrabanus)

Es gab gewisse unsichtbare Hindernisse, die verhinderten, daß die Seelen der Toten den Himmel betreten konnten. Denn seitdem Adam gesündigt hatte und die Himmel verschlossen wurden, ist wohl keine Seele vor Christus in den Himmel hinaufgestiegen. Doch siehe, nach der Taufe Christi standen die Himmel nur offen, nachdem er aber den Tyrannen durch das Kreuz besiegt hatte, sagen die Engel nicht "Öffnet die Tore!", sondern "Nehmt die Tore weg!", denn weil der Himmel niemals mehr geschlossen werden sollte, brauchte er auch keine Tore mehr. Oder aber: den Getauften öffnen sich die Himmel und sie sehen, was im Himmel ist, nicht mit den fleischlichen Augen und sehend, sondern mit geistlichen Augen und glaubend. Oder so: die Himmel sind die Heiligen Schriften, die alle lesen, aber nicht alle verstehen, es sei denn, sie wurden so getauft, daß sie den Heiligen Geist empfangen haben. Darum waren auch den Aposteln die Schriften der Propheten zunächst verschlossen, nachdem sie aber den Geist empfangen hatten, eröffneten sich ihnen alle Schriften. Wie auch immer man das "da öffneten sich die Himmel für ihn" versteht, es bedeutet immer: sie öffneten sich für alle um seinetwillen. Das ist so, wie wenn ein Machthaber einem, der für einen anderen bittet, sagt: diese Wohltat gebe ich nicht jenem, sondern dir, das ich gebe sie jenem um deinetwillen (Pseudo-Chrysostomus)

Der Heilige Geist nahm die Gestalt einer Taube an, denn unter allen Lebewesen pflegt sie am meisten die Liebe. Alle Formen der Gerechtigkeit, die die Diener Gottes in Wahrheit besitzen, können die Diener des Teufels nachahmen; die Liebe des Heiligen Geistes allein kann kein unreiner Geist nachahmen. Deshalb hat der Heilige Geist diese besondere Gestalt der Liebe für sich bewahrt, denn durch keinen anderes Zeugnis als durch die Gnade der Liebe kann so [sicher] erkannt werden, wo der Heilige Geist ist. (Pseudo-Chrysostomus)

Man erinnert sich auch der alten Geschichte, daß dieses Tier nach der Sintflut erschein und einen Olivenzweig trug, um einen allgemeinen Frieden für den Erdkreis anzukündigen. Das alles aber war ein Vorausbild des Kommenden. Denn nun erscheint die Taube und zeigt uns den Befreier, anstelle des Ölzweiges aber bringt sie den Menschen die Annahme an Kindes statt. (Chrysostomus)

Man versteht leicht, warum es heißt, daß der Heilige Geist gesandt wurde, als er auf den Herrn selbst in der körperlichen Gestalt einer Taube herabstieg.: Hier wurde nämlich die Gestalt eines bestimmten Geschöpfes für eine Zeit lang geschaffen, um in ihr den Heiligen Geist sichtbar zu zeigen. Dieses in sichtbarem Zeichen ausgedrückte und sterblichen Augen gezeigte Tun nennt man die Sendung des Heiligen Geistes. Sie geschah nicht so, daß seine unsichtbare Substanz erschien, sondern so, daß die Menschenherzen durch ein leibliches Schauen bewegt werden und sich so zur verborgenen Ewigkeit hinwenden.

Dieses Geschöpf, in dem der Heilige Geist erschien, ist aber nicht so angenommen worden, wie [Christus] aus der Jungfrau menschliche Gestalt angenommen hat, nämlich in personaler Vereinigung. Denn weder beseligte der Heilige Geist die Taube, noch verband er sich mit ihr in seiner Person zu einer auf ewig dauernden Einheit. Und obwohl jene Taube Geist genannt wird, um anzuzeigen, daß durch dei Tauge der Geist sich zeigt, so können wir doch nicht sagen, daß der Geist Gott und Taube ist, wie wir sagen, daß der Sohn Gott und Mensch ist.
Wir können das aber auch nicht so sagen, wie wir den Sohn Lamm Gottes nennen, [...], denn diese prophetische Vision erschien nicht den leiblichen Augen und in leiblicher Gestalt, sondern sie zeigte sich im Geist, durch geistige Abbilder leiblicher Dinge. Keiner hat aber je gezweifelt, daß die jene Taube den [leiblichen] Augen erschienen ist. Und wir können nicht sagen, der Geist ist eine Taube, wie wir sagen, daß der Sohn ein Felsen ist (1 Kor 10, 4 heißt es ja: der Felsen war Christus). Jener Felsen nämlich existierte bereits als Teil der Schöpfung und er wird mit dem Namen Christi belegt, den er bezeichnet, weil er auf ähnliche Weise wirkte; nicht so jene Taube, die nur um das [d. h. die Gegenwart des Hl. Geistes] anzuzeigen in diesem Augenblick erschaffen wurde.

Es scheint mir also mehr der Flamme zu gleichen, die Mose im Dornbusch erschien, und jenem Feuer, dem das Volk in der Wüste folgte, und den Blitzen und Donnern, die erschienen, als das Gesetz auf dem Berg [Sinai] gegeben wurde.Vgl. Ex 19,6 Die körperliche Gestalt dieser Dinge wurde nämlich geschaffen, um etwas anzuzeigen und danach wieder zu vergehen. Und wegen dieser körperlichen Gestalten heißt es auch, daß der Heilige Geist gesandt wurde [...] (Augustinus)

17 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Aus dem, was hier an Christus geschah, können wir erkennen was nach der Taufe mit uns geschieht: der Heilige Geist kommt auf uns von den himmlischen Pforten, wir werden mit himmlischer Ehre gesalbt und die Stimme des Vaters verkündet, daß wir als Söhne Gottes angenommen werden. (Hilarius)

Das Geheimnis der Dreifaltigkeit zeigt sich hier bei der Taufe, denn der Herr wird getauft, der Geist steigt in Gestalt einer Taube herab und man hört die Stimme des Vaters, der Zeugnis für den Sohn ablegt. (Hieronymus)

 
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