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LESEJAHR A

Die Gedenktage der Heiligen

15. August

MARIÄ AUFNAHME IN DEN HIMMEL

 

Am Vorabend
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 11,27-28
 
Selig der Leib, der dich getragen hat
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
In jener Zeit,
27 als Jesus zum Volk redete, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat.
28 Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.

Im Gegensatz zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, die den Herrn versuchen und dabei Gott lästern, bekennt diese Frau seine Menschwerdung mit großem Vertrauen. [...] Er aber nennt nicht nur die selig, die für würdig befunden wurde, das Wort Gottes leiblich zu gebären, sondern auch all jene, die sich bemühen, dieses Wort geistlich (durch gläubiges Hören) zu empfangen und es durch das gute Werk zu schützen und es entweder im eigenen Herzen oder in dem ihrer Nächsten hervorzubringen und gleichsam großzuziehen. (Beda)

Mit der Antwort wollte er nicht seine Mutter beleidigen, sondern zeigen, daß es ihr nichts genutzt hätte, ihn zu gebären, wenn sie nicht gut und voll Glauben gewesen wäre. Und außerdem: Wenn es schon Maria ohne Tugenden nichts genutzt hätte, daß Christus von ihr abstammt, so wird es uns noch viel weniger nutzen, einen tugendhaften Bruder oder Sohn zu haben, wenn wir nicht selbst diese Tugend besitzen. (Chrysostomus)

Sie ist die Gottesgebärerin und darum selig, weil sie der Menschwerdung des Wortes zeitlich diente. Noch viel seliger aber ist sie, weil sie das Wort, das ohne Unterlaß geliebt werden soll, ewiglich bewahrte. (Beda)

 
Aus pastoralen Gründen ist es erlaubt, das Evangelium vom Tag zu nehmen.
 
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Am Tag
Zur LeseordnungEVANGELIUM   Lk 1,39-56
 
Der Mächtige hat Großes an mir getan: er erhöht die Niedrigen
 
Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas
 
39 In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.
40 Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
41 Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt
42 und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.
43 Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?
44 In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib.
45 Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
46 Da sagte Maria:
Meine Seele preist die Größe des Herrn,
47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.

Wie wenn sie sagte: Was Gott Wunderbares vorher verkündet hat, wird er an meinem Leib ausführen; aber meine Seele wird bei Gott nicht unfruchtbar sein. Es ziemt sich für mich, auch die Frucht meines Willen beizusteuern; denn wie sehr ich belehrt werde durch ein großes Wunder, so sehr bin ich gehalten, den zu verherrlichen, der an mir Großes tut. (Graecus)

Die erste Frucht des Geistes ist Friede und Freude. Weil aber die heilige Jungfrau die ganze Gnade des Geistes in sich aufgenommen hatte, fügt sie mit Recht an: Und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Sie meint mit Seele und Geist dasselbe. Das Ausbrechen in Jubel, wie es in den Schriften vorkommt, bezeichnet eine Art von heiterer und freudiger Haltung der Seele bei denen, die würdig sind. Daher jubelt die Jungfrau mit einem unaussprechlichen Tanz und Springen ihres Herzens im Klang ehrenvoller Gefühlsregung. (Graecus)

Zuerst aber lobt ihre Seele den Herrn, damit sie später jubelt in Gott; wenn wir nicht zuvor geglaubt haben, können wir nicht jubeln. (Origenes)

48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.

Sie macht den Grund deutlich, warum sie Gott preisen muß, indem sie sagt, daß er auf die Niedrigkeit seiner Magd geschaut hat; als ob sie sagte: Er selbst hat vorher gesehen, nicht ich habe gewartet, ich war mit Niedrigem zufrieden. Jetzt aber werde ich ausersehen zu einem unaussprechlichen Ratschluß und ich werde erhöht von der Erde zu den Sternen (Graecus)

O wahrhaftige Demut, die Gott den Menschen geboren, die den Menschen das Leben gegeben, die die Himmel erneuert und die Welt gereinigt hat. Sie hat das Paradies geöffnet und die Seelen der Menschen befreit. Die Demut Marias wurde zu einer heiligen Treppe, über die Gott auf die Erde herabgestiegen ist. (Augustinus)

Nicht heimgesucht von eitlem Ruhm nennt sie sich selig; denn wie sollte das Feuer des Hochmutes in ihr selbst sein, die sich zur Magd des Herrn erklärt? Vielmehr: Weil sie berührt wurde vom Heiligen Geist, wußte sie vorher, was kommen wird. (Graecus)

Es gehörte sich nämlich, daß wie durch den Hochmut des ersten Ahnherrn der Tod in die Welt kam, so durch die Demut Marias der Eingang zum Leben sichtbar wurde. (Beda)

49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan,
und sein Name ist heilig.

Die Jungfrau zeigt, daß sie nicht auf Grund ihrer eigenen Leistung selig gepriesen werden darf; sondern sie gibt den Grund an, indem sie sagt: Großes hat an mir getan hat der Mächtige. Was hat er dir Großes getan? Ich glaube, daß das Geschöpf den Schöpfer hervorbrachte, die Dienerin den Herrn gebar, daß durch dich Gott die Welt erlöste, durch dich erleuchtete und durch dich zum Leben zurückrief. (Theophylactus)

Man muß darunter vor allem die feindliche Schar der Dämonen verstehen: denn der kommende Herr hat die, die auf der Erde wüten, zerstreut und hat die, die von ihnen gefesselt waren, wieder in seinen Gehorsam zurückgeführt. (Kyrill)

50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht
über alle, die ihn fürchten.

Sie wendet sich von speziellen Gaben den allgemeinen Überlegungen über Gott zu und beschreibt den Zustand des ganzen Menschengeschlechtes, indem sie seiner Barmherzigkeit von Geschlecht zu Geschlecht auch die unterstellt, die ihn fürchten; als ob sie sagte: Nicht nur mir allein hat er Großes getan, der da mächtig ist, sondern im ganzen (Menschen-)Geschlecht ist Gott willkommen, wer ihn fürchtet. (Beda)

Denn die Barmherzigkeit Gottes gilt nicht in einem einzigen Geschlecht, sondern wird ausgebreitet von Geschlecht zu Geschlecht. (Origenes)

Oder sie meint damit, daß die, die ihn fürchten, seine Barmherzigkeit erlangen werden in diesem Geschlecht, d. h. in der gegenwärtigen Zeit und im künftigen Geschlecht, d. h. im künftigen Zeitalter; denn in diesem Zeitalter empfangen sie hundertfach, in jenem aber noch viel Größeres. (Theophylactus)

51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;

Sie beschreibt den Zustand des Menschengeschlechtes und zeigt auf, was die Hochmütigen und was die Demütigen verdienen, indem sie sagt: Er vollbrachte machtvolle Taten mit seinem Arm, d. h. durch den Sohn Gottes selbst; denn wie dein Arm das ist, womit du wirkst, so ist mit dem Arm Gottes auch sein WORT gemeint, durch das er die Welt geschaffen hat. (Beda)

An denen aber, die ihn fürchten, hat er mit seinem Arm machtvolle Taten vollbracht. Denn wenn du als schwacher Mensch zu Gott herantrittst und wenn du ihn fürchtest, wirst du die verheißene Kraft erhalten. (Origenes)

Man muß darunter vor allem die feindliche Schar der Dämonen verstehen: denn der kommende Herr hat die, die auf der Erde wüten, zerstreut und hat die, die von ihnen gefesselt waren, wieder in seinen Gehorsam zurückgeführt. (Cyrill)

52 er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.

Unser Geist nämlich wird als "Sitz Gottes" verstanden, [d.h. als der Ort, an dem Gott in uns anwesend ist]; aber die bösen Kräfte haben sich nach dem Sündenfall im Herzen Adams eingenistet, gleichsam als ob ihnen dieser Ort gehörte. Deshalb kam der Herr und hat die unreinen Geister vom Sitz des menschlichen Willens vertrieben und die von den Dämonen in den Staub gedrückten Menschen wieder aufgerichtet, ihr Gewissen und Denken gereinigt und ihren Geist wieder als seinen eigenen Sitz aufgestellt. (Graecus)

53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und läßt die Reichen leer ausgehen.

Die aber mit ganzem Verlangen das Ewige ersehnen wie Dürstende, die werden gesättigt werden, wenn Christus in Herrlichkeit erscheinen wird. Wer sich aber [nur] an Irdischem erfreut, wird am Ende leer ausgehen, ohne jegliche Glückseligkeit. (Glossa)

54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an
und denkt an sein Erbarmen,
55 das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Den Gehorsamen freilich und Demütigen [nimmt er an]; denn wer es verachtet demütig zu werden, kann nicht gerettet werden. (Beda)

"Samen" aber meint er nicht so sehr die aus dem Fleisch Geborenen als diejenigen, die den Spuren des Glaubens an ihn gefolgt sind, denen die Ankunft des Erlösers in Ewigkeit versprochen ist. (Beda)

56 Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

Denn eine reine Seele, die das Verlangen nach dem geistlichen Wort empfängt, muß [...] gleichsam einen Zeitraum von drei Monaten dort verweilen und darf in ihrer Ausdauer nicht nachlassen, bis sie vom Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erleuchtet wird. (Beda)

 
Die Verse 39-45 sind bereits im Evangelium vom 4. Adventssonntag, Lesejahr C, enthalten.
 
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